Monheimer lernen nun in Düsseldorf

60 Zehntklässler der aufgelösten Lise-Meitner-Realschule gehen jetzt in Garath/Urdenbach zur Schule.

Foto: Günter von Ameln

Monheim. Mit dem ersten Gong „aus dem Bett fallen“ — das ist für Monheimer Realschüler jetzt nicht mehr drin. Statt bestenfalls ein paar Minuten Fußweg haben die 60 verbliebenen Zehntklässler der aufgelösten Lise-Meitner-Realschule nun jeden Morgen eine Busfahrt vor sich, die bis zu einer halben Stunde dauern kann. Aber selbst wenn das mit der Busfahrt nicht wäre: „Wir haben gar keinen Gong“, sagt Hans-Gerd Pröpper, Leiter der Theodor-Litt-Realschule in Düsseldorf-Süd. Hier, zwischen Garath und Urdenbach, werden die Monheimer ihr letztes Realschuljahr verbringen. Der Pädagoge mit dem Vollbart erklärt den Neulingen zur Begrüßung in der schicken Aula die Neuerungen, die sie erwarten.

Neben dem fehlenden Gong ist das dreimal pro Woche Unterricht bis 15 Uhr, inklusive großer Mittagspause. Dafür dürfen sie — anders als in Monheim — den Schulhof in dieser Pause verlassen. Da ist dann ausnahmsweise auch das Handy-Verbot außer Kraft. „Das finde ich super“, sagt Lena und fragt gleich noch nach einem Kiosk. Ja, auch den gibt es, gleich an der Haltestelle, wo der 789er nach Monheim hält. Die ehemaligen Meitner-Realschüler — so der Eindruck — nehmen den Umzug zu dem (Luftlinie) sieben Kilometer entfernten neuen Lernort locker. „Endlich mal wieder eine vernünftige Schule mit vielen Lehrern und Schülern“, freut sich Ilham. Die Zehntklässlerin spottet damit nicht über ihre alte Schule, sondern über den Auflösungsprozess in den vergangenen beiden Jahren. Da waren die zunächst drei und dann nur noch zwei Realschul-Jahrgänge im Gebäude der Anton-Schwarz-Hauptschule untergebracht, die jetzt ebenfalls Geschichte ist. Nachfolgerin der beiden ist die 2012 gegründete Sekundarschule, der die Realschule im Schulzentrum Berliner Ring weichen musste.

Zuletzt hatte die Meitner-Schule sieben eigene Lehrkräfte, dazu neun abgeordnete. „In diesem Jahr wären es für die verbliebenen 60 Schüler noch einmal deutlich weniger geworden. Eine vernünftige Organisation des Unterrichts wäre dann fast unmöglich geworden“, sagt Burkhard Hüttemann, kommissarischer Co-Rektor der aufgelösten Schule. Das sahen schließlich auch Eltern und Schüler ein und stimmten mit großer Mehrheit für die „Übersiedlung“ nach Düsseldorf-Süd.

Hüttemann und zwei weitere Vollzeit-Lehrer der Ex-Schule gehören nun zum Kollegium der Theodor-Litt-Realschule. Sie haben jeweils eine Klasse — die 10 a-M, 10 b-M und 10 c-M. Das M steht für Monheim. Daneben gibt es an der Schule vier weitere zehnte Klassen. Sie zählen jeweils etwa 28 Schüler und sind damit um fast ein Drittel größer als die M-Klassen. „Bei insgesamt 60 Schülern hätte eigentlich eine eurer drei Klassen aufgelöst werden müssen“, sagt Schulleiter Pröpper. „Das ist durch den Umzug von euch genommen worden.“

Pröpper ist es auch zu verdanken, dass die Monheimer recht unproblematisch Aufnahme fanden in Garath/Urdenbach. Schlagen — so gibt der Schulleiter zu verstehen — tut sich unter normalen Umständen keine Schule um solch eine Übernahme. „Der Organisationsaufwand ist erheblich.“ Doch weil der Vollblutpädagoge selbst Monheimer ist und von 1980 bis 1995 an der Meitner-Realschule unterrichtete, kam er vor Jahr und Tag mit einigen alten Kollegen ins Gespräch. „Hans-Gerd, wir haben da ein Problem. . .“

Räumlich bewältigt die Theodor-Litt-Schule das sprunghafte Wachstum um 60 auf jetzt 750 Schüler, indem die Lehrer auf einen Arbeitsraum verzichten und zwei zuvor wenig genutzte Pausenräume aktiviert werden. „Tische, Stühle und Bücher haben wir aus Monheim mitgebracht“, sagt Lehrer Hüttemann. Schüler Ömer hat die Begrüßung durch Rektor Pröpper schon mal gefallen. Jetzt ist er gespannt, wie „die anderen Schüler zu uns sind“.