Vereine ohne Zukunft in der Bürgerhalle
Die Wiescheider Halle, die als Flüchtlingsunterkunft dient, ist in einem schlechten Zustand. Vereine sehen sich schon nach Alternativen um.
Langenfeld. Sieben Jahre lang hat sich Manfred Noack um die Wiescheider Bürgerhalle gekümmert. Hat mit den anderen vom „Vub“, dem „Verein zur Unterhaltung der Bürgerbegegnungsstätte“, Wände gestrichen, Getränke eingekauft oder die Heizung angeschmissen, damit es nicht zu Frostschäden kam. „Ich war so etwas wie der Hausmeister“, sagt der Vub-Vorsitzende. Seit fast einem Jahr aber hat er die Halle, die sich in städtischem Eigentum befindet, nicht mehr betreten. Und das, obwohl er keine 200 Meter entfernt wohnt. „Es tut einem in der Seele weh“, sagt Noack und meint den Anblick, den die Halle als Asylbewerberunterkunft bietet.
Zerbrochenes Fensterglas, Fahrradwracks auf dem Dach — die Halle macht einen verwahrlosten Eindruck. Mit ihren schmutzigbraunen Dachwellplatten aus Eternit war sie schon vorher kein Schmuckstück. Jetzt sieht sie so aus, wie ein Gebäude eben aussieht, wenn seit rund zehn Monaten bis zu 59 Menschen notdürftig darin untergebracht sind. Ende September 2015 quartierte die Stadt die ersten Asylbewerber in dem Bau ein. Wie fast alle Gemeinden suchte sie händeringend nach Unterbringungsmöglichkeiten. Und fand sie unter anderem in der 1980 erbauten Multifunktionshalle Alt Wiescheid 20.
„Holterdiepolter, weg war sie“, sagt Hans-Jürgen van der Heide. Der Vorsitzende des Männerchors Frohsinn macht kein Hehl daraus, dass er sich von der Stadt mehr Interesse für die Vereine gewünscht hätte, die sich bis September 2015 um die Bürgerhalle kümmerten. Neben dem „Frohsinn“ sind das die Freiwillige Feuerwehr, WTC, SGL und GSV, der CDU-Ortsverein, der Kleingartenverein „Tannenbusch“ und die Schützen Landwehr. „Wir haben aus dem Rathaus keinen Anruf erhalten. Niemand hat uns gesagt, wie lange die Zweckentfremdung dauern wird“, zeigt sich van der Heide enttäuscht. Angewiesen auf die Halle waren zuletzt indes nur noch zwei der acht Vereine: der Männerchor und die CDU, die dort ihren karnevalistischen „Schwarzen Freitag“ feierte. Die übrigen haben eigene Vereinsräume. Sicher mit ein Grund dafür, warum die Halle seit einigen Jahren immer seltener für Veranstaltungen gebucht wurde. Hinzu kamen die restriktiven Lärmschutz-Auflagen aufgrund der benachbarten Einfamilienhäuser.
Der „Frohsinn“ probt und feiert inzwischen im Sängerheim des befreundeten Quartettvereins Gladbach. Eine Rückkehr in die Bürgerhalle hält van der Heide für abwegig: „Das können Sie knicken. Die Halle müsste man, so wie sie jetzt aussieht, völlig neu aufbauen.“ Der Vorsitzende ist mit 62 Jahren der Drittjüngste von 23 aktiven Chorsängern. Mit Blick auf dieses Durchschnittsalter fügt er hinzu: „Weshalb sollte man Geld investieren in eine Halle, die in absehbarer Zeit keinen regelmäßigen Nutzer mehr hat?“
Diese Frage stellt sich auch Wolfgang Hellekes. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Sanierung wäre „ernsthaft zu hinterfragen“, so der Chef des städtischen Gebäudemanagements. Die Halle sei schon vor der Umfunktionierung zum Asylhaus sanierungsbedürftig gewesen. Konkrete Pläne wären derzeit aber ohnehin müßig. Anders als bei der Turnhalle der Wiescheider Grundschule, die nach der Belegung mit Flüchtlingen ab Herbst wieder dem Schulsport dienen soll, ist eine Räumung der Bürgerhalle nicht absehbar. Manfred Noack hat aus dieser Situation bereits die Konsequenz gezogen: „Ich werde nach Ablauf dieser Amtszeit im nächsten Jahr als Vub-Vorsitzender aufhören. Eine Bürgerhalle, die uns ohnehin nicht mehr zur Verfügung steht, braucht auch keinen Verein, der sich um ihre Unterhaltung kümmert“, sagt der 68-Jährige, der auch Schatzmeister der Wiescheider CDU ist. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.