Museum findet Heimat im Spielmann
Gestern eröffneten die Jecken in der Gaststätte an der Turmstraße ihr Karnevalsmuseum.
Monheim. Zur Begrüßung nicken am Eingang Prinzessin Silke und Prinz Bernd den Besuchern des neu eröffneten Karnevalskabinetts freundlich zu — wenn auch nicht im Original, sondern von zwei Monitoren. Und das ist nur ein witziges Detail in der facettenreichen Ausstellung, die gestern in der Monheimer Altstadt eröffnet wurde. Überhaupt haben die Macher um Projektmanagerin Caroline Kaiser vom Bonner Büro Expo2508 viele raffinierte und humoristische Darstellungsformen entwickelt. Sie machen die beengten Räumlichkeiten im 40 Quadratmeter großen Spielmann-Torbogen mit Leichtigkeit wett und erzählen anschaulich die Geschichte des Karnevals. Unterstützt wurden die Ausstellungsmacher dabei von der Großen Monheimer Karnevalsgesellschaft (Gromoka).
Dort, wo früher einmal Pferdefuhrwerke durchfuhren, gibt es nun kreative Orden und eine wertvolle Original-Prinzenuniform aus dem Jahr 1981 in lichten Vitrinen zu sehen. Das umfangreiche Bild- und Textmaterial hat Gromoka-Archivar Armin Drösser seit 40 Jahren in seinem Keller gesammelt. Jetzt kann es auszugsweise und thematisch geordnet in einem digitalen Archiv abgerufen werden. Unterpunkte dokumentieren beispielsweise die Monheimer Rosenmontagszüge, die Musikkapellen oder die Traditionspaare Gänseliesel und Spielmann. Wer mit der fünften Jahreszeit nicht so vertraut ist wie der Rheinländer, kann in einem Schaukasten sehen, wie er diesen Ausnahmezustand übersteht: Konfetti, Kondome und kleine Feiglinge gehören unbestritten dazu.
Einer der Ausstellungshöhepunkte ist das „lebendige Buch“. Wie von Geisterhand startet das Video beim Umblättern der Seiten, und dem Betrachter öffnet sich mal ein Foto-Album, mal das Notizbuch des Büttenredners — der Text ist von Didi Trappe gesprochen. Die Sensorik ist im Podest darunter eingebaut. Zwischen den Buchseiten stecken hauchdünne Metallschichten als Leiter, erklärt Mathias Lim wie es funktioniert. Er ist für die Ausstellungsgrafik zuständig. Hintergründig: Das Objekt greift das dezentrale Museumskonzept „MonChronik“ mit den bisher sieben Stationen in seiner wörtlichen Bedeutung noch einmal auf.
Die Geschichte des Monheimer Karnevals wird außerdem punktuell mit einem Zeitstrahl an der hinteren Wand aufbereitet. Er startet um 1900 und zeigt dem Betrachter den ersten Prinzenwagen. 1934 organisierte die Gromoka erstmals einen Kinderumzug am Sonntag und 1949 tritt das erste Prinzenpaar nach dem Zweiten Weltkrieg auf. 1955 führt der Heimatbund das Traditionspaar Gänseliesel und Spielmann in den Karneval ein. 1977 hat das Panikorchester seinen ersten Auftritt mit selbstgebauten Instrumenten. 2013 feiert die Gromoka 111-jähriges Bestehen — ein närrischer Grund zum Feiern. Wer trotz allem noch nicht so richtig in Stimmung gekommen ist, kann sich übrigens am knallroten Pappnasen-Automat in der Ausstellung für 50 Cent eine Clowns-Nase ziehen.