Nummern verhindern Streit bei der Lebensmittelausgabe
Die Tüte in Langenfeld und die Tafel in Monheim üben Kritik daran, Bedürftige abzuweisen.
Langenfeld/Monheim. Die Entscheidung der Essener Tafel, Lebensmittel bevorzugt an Deutsche abzugeben und die sich daran anschließende politische Diskussion, sorgt bei den Betreibern sowohl des Lebensmittelshops die Tüte in Langenfeld (SkF) als auch der Verantwortlichen der Tafel in Monheim (SKFM) für Unverständnis.
„Konflikte lassen sich eigentlich im Vorfeld vermeiden“, sagt der Monheimer SKFM-Vorsitzende Elmar Borgmann. So könnte man beispielsweise bei Bedarf die Ausgabetermine splitten. In Monheim habe man aber bisher vor dem Johanneshaus an der Brandenburger Allee keine Pöbeleien und Schubsereien erlebt wie sie in Essen vorgekommen sein sollen. Sein Stellvertreter Rudolf Lohrum betont: „Wir unterscheiden nicht zwischen Bedürftigen deutscher Herkunft und Armen mit Migrationshintergrund“. Aus diesem Grund verteilten die ehrenamtlichen Helfer eine Viertelstunde vor der Öffnung der Lebensmittelausgabe nach dem Zufallsprinzip Nummern unter den Wartenden. Zwischen 50 und 60 Bedürftige holten sich dort an den beiden Ausgabetagen — dienstags und donnerstags von 10.15 bis 12.30 Uhr — Obst, Gemüse, Milch oder Joghurt ab. An der Lebensmittelausgabe in Baumberg, direkt an der Kirche St. Dionysius, seien es durchschnittlich zehn bis 15 Menschen. 50 Prozent der Hilfesuchenden hätten ausländische Wurzeln, sagt Borgmann. Davon seien wiederum 25 Prozent Flüchtlinge.
Rudolf Lohrum, stellvertretender SKFM-Vorsitzender
Wer in Monheim unentgeltlich Essen bekommen möchte, muss seine Notlage mittels Rentenbescheid, Kontoauszug oder Hartz-IV-Bescheinigung nachweisen. „Wir stellen dann einen Ausweis aus, der alle sechs oder zwölf Monate verlängert wird“, sagt Lohrum. Diesen Berechtigungsschein müssten die Bedürftigen bei der Ausgabe vorzeigen.
In Langenfeld versorgten sich „definitiv mehr Bedürftige“ im Lebensmittelshop die Tüte hinter dem Haus an der Immigrather Straße 40 als noch vor einigen Jahren, weiß SkF-Geschäftsführerin Stephanie Krone. So seien es allein im Januar 183 Kunden gewesen. Pro Ausgabetag kommen auch in Langenfeld zwischen 50 bis 60 Menschen. Darunter viele Rentner und Alleinerziehende. Rund 25 Prozent machten Flüchtlinge aus. Krone findet, dass die Politik hier mehr Verantwortung übernehmen müsste. „Im Prinzip dürfte es uns gar nicht geben“, sagt sie. „Die Leute kommen nicht, weil es bei uns so schön ist.“
Die Ausgabe von Lebensmitteln und Hygieneartikeln gegen eine Schutzgebühr sei gut organisiert, sagt die Geschäftsführerin. Geöffnet ist an drei Tagen pro Woche. Der Montag (12 bis 13.30 Uhr) sei gezielt für Rentner, Menschen mit Behinderung und Alleinerziehende sowie Berufstätige reserviert. Dienstags (12 bis 15 Uhr) und donnerstags (12.30 bis 15.30 Uhr) sind alle anderen dran. Bereits eine Stunde vor Öffnung verteilen die Mitarbeiter nach dem Zufallsprinzip Metallringe mit Nummern aus. Die würden dann nacheinander aufgerufen. „Rangeleien hat es bisher nie gegeben“, sagt Krone. Natürlich rege sich schon mal der ein oder andere auf, wenn er etwas länger warten müsse.
Um Lebensmittel zu erhalten, beantragen Bedürftige auch in Langenfeld einen Berechtigungsausweis, der vorgezeigt werden muss. Die Ausweise werden dienstags von 10.30 bis 12.30 Uhr im Büro an der Immigrather Straße ausgestellt, sagt Krone.