Sirenen tönen über Langenfeld - Telefone in den Taschen der Menschen Handys und Sirenen warnen Anwohner

Langenfeld · (dih) Stadtgalerie, 11 Uhr: Die Handys fast aller Besucher in der Stadtgalerie klingeln, ein lauter, unangenehmer Ton durchdringt die Gänge trotz der Musik aus vielen Lautsprechern. Manch ein Besucher ist verdutzt, dass sein stummgeschaltetes Mobiltelefon dennoch tönt.

Derzeit gibt es zwölf Standorte mit Sirenen in Langenfeld.

Foto: Matzerath, Ralph (rm)/Matzerath, Ralph (rm-)

„Manche Leute hören das gar nicht“ sagt eine junge Frau zu ihrem Partner, während irgendwo dieser aufdringliche Ton noch zu hören ist.

„Nein, wir sind nicht verwirrt, wir sind gut informiert“, erzählen drei Frauen, die im Cafe der Galerie sitzen. Die Besucher eines anderen Tisches greifen bei der Warnmeldung in ihre Taschen, kramen das Telefon hervor und drücken „ok“. Und weil das Gerät schon mal in der Hand liegt, kann man den anderen ja auch gleich mal die neusten Bilder der Enkel zeigen.

Manche sind kurz verwirrt, als das Handy den Warnton von sich gibt

Andere fassen während des Bummelns durch die Galerie in ihre Jackentaschen, sind kurz verwirrt, bis ihnen wieder einfällt, dass heute ja Warntag ist.

Neben dem Ton erhalten die Nutzer in deutsch und englisch die Nachricht vom Bundesamt für Zivilschutz. Sie weist auf den Warntag hin, während auf den meisten Telefonen zusätzlich das kleine rote Dreieck blinkt. „Hier war richtig was los“, erzählt die Kassiererin in einem Markt. „Und es war laut. Manche Kunden haben sich richtig erschreckt“, fährt sie fort.

Die flächendeckende Warnung wird über das so genannte Cell-Broadcast-System durchgeführt. Über die Funkmasten, mit denen sich die Mobiltelefone permanent verbinden, werden die Warnungen an jeden Empfänger im entsprechenden Funkbereich gesendet. Die Stummschaltung wird dabei außer Kraft gesetzt. Cell-Broadcast-Nachrichten sind als Standard fester Bestandteil in allem 2G-, 3G-, 4G- und 5G-Netzen. Die Nachrichten erreichen damit jeden, heißt es. Aber das ist nicht so ganz richtig: Alte Klapphandys bleiben stumm, obwohl sich deren Besitzer in einer Funkzelle befinden. Eine Rückverfolgung, wer die Nachricht erhalten hat, ist durch den Versender nicht möglich. Die Anzahl der gesendeten Zeichen beträgt 1395 Zeichen und kann damit auch Links enthalten, wie die Nachricht des Bundesamtes zeigt.

Draußen vor der Tür schrillen derweil die Sirenen. „Wir haben unsere Anlagen nie abgebaut“, erläutert Christian Benzrath, Leiter des Referats Recht und Ordnung. Die meisten Langenfelder Sirenen stehen auf öffentlichen Gebäuden, einige auch auf privaten Gebäuden. „Wir haben die Warnanlagen erhalten, um sie für den Stadtalarm der Feuerwehr zu nutzen.“ Nach dem gesetzlich vorgeschriebenen „Neuaufbau“ der Warnsysteme griff die Stadt auf die bestehenden Standorte zurück, brachte die Anlagen auf den neusten Stand und erweiterte das System entsprechend der Vorgaben. „Derzeit warnen zwölf Sirenen die Bewohner.“ Zwei werden noch kommen, kündigt er an. Die in Deutschland verwendete Einheitssirene heult in einer Entfernung von 30 Metern mit einer Lautstärke von 101 dB(A). Die Tonhöhe beträgt 420 (±16,5) Hertz (Hz). Um alle Menschen zu erreichen, sollte die Lautstärke zwischen fünf und 15 Dezibel lauter sein als Umgebung.