Radwege werden überplant

ADFC-Sprecherin Jutta Linke stellt Monheim ein vernichtendes Zeugnis aus: „Radfahrerfeindlich“ — urteilt sie. Das Rathaus nimmt die Kritik an und gelobt Besserung.

Monheim. STVO-Novelle — das klingt ziemlich langweilig und mancheiner mag kaum noch wissen wollen, was sich dahinter verbirgt. Wenn allerdings Jutta Linke von der STVO-Novelle spricht, dann glühen ihre Augen fast schon. Denn es handelt sich um eine Neuerung der Straßenverkehrsordnung, die vor allem für Radfahrer gemacht wurde. Jutta Linke ist verkehrspolitische Sprecherin des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club) — Ortsgruppe Langenfeld-Monheim. Und in der Funktion fällt sie ein vernichtendes Urteil über Monheim: „Radfahrerfeindlich!“

Jutta Linke verweist auf gleich zwei dieser Novellen. Eine sei von 1997, die andere von 2008. „Das ist Gesetz. Aber in Monheim passiert nichts“, sagt sie und nennt ein Beispiel: „In Tempo 30-Zonen darf es keine benutzungspflichtigen Radwege geben. Die haben da nichts zu suchen. Die Radler sollen Teil des Straßenverkehrs sein. Aber offensichtlich interessiert das die Stadtplaner nicht.“ Auf dem Heerweg etwa hätte das längst geändert werden müssen.

Einmal in Rage, legt die verkehrspolitische Sprecherin nach: „Auch die Regelung, dass Radfahrern die Möglichkeit gegeben werden kann, in Einbahnstraßen entgegen der vorgegeben Richtung zu fahren, wird in Monheim so gut wie gar nicht umgesetzt. Mir fällt da nur der Gartzenweg ein. Sonst tut sich da nichts.“

Ein weiterer Kritikpunkt ist für Jutta Linke die Tatsache, dass Radfahrer in der Fußgängerzone vom Ernst-Reuter-Patz durch die Unterführung bis zum Eierplatz absteigen müssen. „Ein so langes Stück muss doch einen Radweg erhalten“, fordert sie.

Zumindest bei letzterem Kritikpunkt kann Andreas Apsel, zuständiger Bereichsleiter im Rathaus, den Ball weiter spielen in Richtung Politik: „Wir als Verwaltung haben im Frühjahr eine Vorlage erarbeitet, wie ein Radweg gestaltet sein könnte. Aber das wurde mit breiter Mehrheit abgelehnt.“ Tatsächlich hatten damals CDU, SPD und FDP dagegen gestimmt.

Andreas Apsel redet im WZ-Gespräch nicht lange um den heißen Brei herum: „Frau Linke hat in weiten Teilen recht. Die Radfahrer müssen, bis auf gefährliche Situationen, auf die Straße dürfen. Das ist auch meine persönliche Meinung.“ Apsel ist seit Oktober 2008 Bereichsleiter in Monheim — also entschuldigt für Versäumnisse in den Jahren zuvor. „Und zur Zeit werden alle Radwegführungen überprüft. Das hat Priorität. Allerdings sind wir personell eingeschränkt“, sagt er.

Doch er hat auch eine gute Nachricht: Der verbreiterte Radweg in Baumberg am Rhein entlang ist bald fertig. „Ich schätze, in spätestens zwei Wochen sind die Arbeiten abgeschlossen.“