Satzung: Kierdorf fühlt sich bestätigt

Der Ex-VHS-Leiter hatte — entgegen der damaligen Gebührenordnung — die Entgelte für Kurse nicht erhöht, wenn die Teilnehmerzahlen geringer waren als geplant.

Foto: rm-

Monheim. Vor gut einem Jahr hat Bürgermeister Daniel Zimmermann gegen den damaligen Leiter der Volkshochschule, Wilfried Kierdorf, eine außerordentliche Kündigung ausgesprochen. Der Personalrat verweigerte die Zustimmung, weil Kierdorf zum 1. Juli 2016 in ebendieses Gremium gewählt worden war.

Ebenso lang ist nun die Klage des Bürgermeisters vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf anhängig, mit der er hofft, die außerordentliche Kündigung durchsetzen zu können. „Die Verhandlung wird wahrscheinlich im Herbst stattfinden“, mutmaßt Wilfried Kierdorf. Der ehemalige VHS-Leiter ist zwar vom Dienst freigestellt, dennoch hält er sich fast täglich im Rathaus auf, um dort seiner Tätigkeit im Personalrat nachzugehen.

Inzwischen habe Bürgermeister Zimmermann sogar zum zweiten Mal die außerordentliche Kündigung ausgesprochen, so Kierdorf. „Die erste bezog sich auf irgendwelche beleidigenden Äußerungen, die ich getan haben soll. Wegen Formfehlern hätte man die erste Kündigung aber beanstanden können. Um sicherzugehen, hat Zimmermann eine zweite nachgeschoben.“ Diese steht in Zusammenhang mit dem Bericht des Rechnungsprüfungsamtes über die damalige Abrechnungspraxis in der Volkshochschule. „Der Vorwurf lautet, ich hätte die Stadt um Einnahmen gebracht, indem ich die Teilnehmerbeiträge zu günstig angesetzt habe“, sagt Kierdorf.

Er habe die Entgelte für einzelne Kurse nicht so hoch angesetzt, wie sie wegen der geringen Teilnehmerzahl hätten sein müssen. „Nur so konnten die Kurse stattfinden. Die Erfahrung ist doch, dass die Teilnehmer bei höheren Entgelten verzichtet hätten.“ Diese Praxis jedem einzelnen VHS-Mitarbeiter konkret nachzuweisen, sei aber schwierig, deshalb liege das Verfahren derzeit auf Eis. Die Verwaltung will sich zu dem schwebenden Personalverfahren nicht äußern, teilt Sprecher Thomas Spekowius mit.

Wilfried Kierdorf, Ex-VHS-Leiter

Kurz vor den Sommerferien hatte der Rat aber eine Satzungsänderung beschlossen, nachdem die Fachbereichsstatistik für das Sommersemester 2017 eine hohe Ausfallquote gerade in den Sprachkursen offenbarte. Danach fielen dort 41 Prozent der geplanten Unterrichtseinheiten aus. „Die Leute waren nicht bereit, das erhöhte Entgeld zu zahlen“, so Kierdorf und fühlt sich bestätigt. „Die Begründung für die Satzungsänderung liest sich, als wäre sie aus meiner Rechtfertigung abgeschrieben.“ Die alte Ordnung sei nicht handhabbar gewesen mit ihren 36 verschiedenen Entgeltversionen.

Kierdorf, der seit 2003 die Geschicke der VHS leitete, sieht die inhaltliche Ausgestaltung der Bildungseinrichtung kritisch. Er bezweifelt, dass es dem Image der Volkshochschule guttut, sie allein auf die Fortbildungsbedürfnisse der Flüchtlinge auszurichten. „Diese sind wie schon die Boatpeople, die Flüchtlinge vom Balkan und die Russlanddeutschen, ein nur vorübergehendes Phänomen.“ Er räumt aber ein, dass dies einen allgemeinen Trend in der Volkshochschullandschaft widerspiegele, und bedauert, dass diese wichtige Anlaufstelle für ältere Menschen inzwischen sehr einseitig auf einen kleinen Personenkreis ausgerichtet sei.

Als „bitter“ empfindet er natürlich seine persönliche Situation: Nach 34 Jahren, darunter etliche, in denen man auch unter sehr schwierigen finanziellen Bedingungen gute Arbeit geleistet habe, werde er „vom Hof gejagt“.