Schriftsteller: Von Monheim in die Welt – und per Roman wieder zurück
Der gebürtige Monheimer Rainer Schmidt hat im renommierten Verlag Kiepenheuer&Witsch seinen ersten Roman veröffentlicht. Darin verarbeitet er seine Jugend. Autobiographisch sei das aber nicht.
<strong>Monheim. Das Otto-Hahn-Gymnasium ist leer. Die Schüler haben Ferien. "Ich stehe hier immer wieder gerne. Mit dem OHG verbinde ich überwiegend nette Erinnerungen", so Autor und Journalist Rainer Schmidt, der 1964 in Monheim geboren wurde. 25Jahre ist es her, dass er das Gebäude mit seinem Abitur verließ. Seitdem ist viel passiert. Schmidt studierte bis 1987 in Bonn, Indien und Göttingen Volkswirtschaft, machte seinen Master auf einer Journalistenschule in England und arbeitete dann für den Fernsehsender BBC World, schrieb für den Spiegel und wurde stellvertretender Chefredakteur bei der deutschen Vanity Fair. Heute lebt er in Berlin.
Direkt nach dem Abitur entstand die Idee für das Buch
Vor 25 Jahren, direkt nach seinem Abitur, entstand auch die Idee, ein Buch zu schreiben. Allerdings fehlte immer die Zeit, die Gedanken niederzuschreiben. 2004 war es dann soweit. "Wenn nicht jetzt, dann wahrscheinlich nie", dachte sich Rainer Schmidt und nahm sich eine Auszeit von zwei Jahren.
"Der erste Grund war, dass ich immer diese Story im Kopf hatte und endlich loswerden musste. Der zweite war, dass ich mir selber beweisen wollte, dass ich die Energie und die Disziplin habe, selbst etwas Literarisches zu schreiben. Ich musste mir zeigen: Es geht", erzählt Schmidt.
Sein Debütroman "Wie lange noch" spielt in den 80er Jahren in einer Stadt zwischen Düsseldorf und Köln und handelt von einem Jugendlichen, der sich fragt, wie lange er es noch zwischen den Sehnsüchten und der herrschenden Gewalt aushalten könne.
Der sensible Felix kommt aus einer gutbürgerlichen Familie, die in einer Stadt lebt, in der körperliche Gewalt auf der Tagesordnung steht. Durch die ständige Bedrohung durch Schläger aus der Nachbarsiedlung befindet sich Felix plötzlich mitten in einem Schichtenkonflikt: Mittelschicht gegen Unterschicht. Sein Leben ist geprägt von der Suche nach sich selbst, der großen Liebe und harten Rückschlägen.
Felix als Hauptfigur hat eine bewusst gewählte bürgerliche Perspektive. "Gewalt wird oft zu romantisch als ,authentisch’ verklärt, aber da gibt es nichts zu verklären. In der Unterschicht herrscht eine andere Art von Gewaltkultur", so Schmidt.
"Ich habe hier Erfahrungen gemacht, die ich nur hier machen konnte. Und ich hatte immer die Idee, diese literarisch zu verarbeiten", berichtet er weiter.
Eine weitere Motivation, das Buch zu schreiben, war aufzuzeigen, was Gewalt auf der Straße eigentlich bedeutet und anzuregen, das Thema verstärkt im Unterricht zu besprechen. Die Probleme in seinem Roman sind wirklich und aktuell. "Es gibt nichts Realeres als Gewalt", weiß Rainer Schmidt.
An einer Stelle im Roman beginnt Hauptfigur Felix sich körperlich zur Wehr zu setzen. Diese Sekunde des Triumphs bedeutet gleichzeitig aber auch seine Niederlage. Felix muss erkennen, dass er sich auf die Ebene seiner Peiniger herunterlässt.
Obwohl die Stadt stark an Monheim erinnert und Schmidt darin seine Erfahrungen aufarbeitet, ist "Wie lange noch" allerdings keine Autobiographie.
Schmidt besucht seine Heimatstadt immer noch regelmäßig. Seine Grundschulzeit verbrachte er in Baumberg auf der Winrich-von-Kniprode-Grundschule. In Monheim wohnen seine Eltern und in der Umgebung viele alte Freunde. "Außerdem bin ich ein großer Rheinfan, da kommt die Spree nicht ran", sagt er grinsend. "Monheimer werde ich immer bleiben, aber meine Heimat ist heute Berlin."
Lesung Am Samstag, 18. April, liest Rainer Schmidt aus "Wie lange noch" ab 20Uhr im Sojus 7 an der Kapellenstraße. Eintritt: vier Euro.
Verkauf "Wie lange noch" gibt es für 9,95 Euro in jedem Buchhandel. Verlag: Kiepenheuer & Witsch, ISBN: 978-3-462-03985-6