Schüler, Eltern und Lehrer sind für die Rückkehr zu G 9

Schüler des KAG haben eine Umfrage gestartet, mit klarem Ergebnis: Die meisten möchten wieder weg vom Turbo-Abi.

Foto: Armin Weigel/dpa

Langenfeld/Monheim. Als hätten sie es geahnt: Noch bevor sich CDU und FDP in den Düsseldorfer Koalitionsverhandlungen darauf einigten, dass Nordrhein-Westfalen ab 2019/20 zum Abitur nach neun Jahren Gymnasium als Regelfall (G 9) zurückkehren soll, ja noch ehe feststand, dass es diese Koalition je geben würde, machten Schüler des Konrad-Adenauer-Gymnasiums (KAG) eine Umfrage: Schüler, Lehrer und Eltern des KAG sollten sechs Modelle nach Schulnoten bewerten: G 8, G 9 sowie vier Varianten mit Elementen aus beiden Systemen. Das jetzt vorliegende Ergebnis ist eindeutig: „Alle Modelle schneiden im Vergleich mit ,G 9 für alle’ signifikant schlechter in allen befragten Gruppen ab“, fasst Nicola von Gehlen, Lehrerin des „Projektkursus Statistik G 8/G 9“, das Ergebnis zusammen.

Das Ergebnis der Umfrage ist laut von Gehlen repräsentativ. Die Kursteilnehmer entwickelten unter fachmännischer Begleitung durch den Biostatistiker Frank Grieger vom Monheimer Unternehmen UCB einen mehrseitigen Fragebogen. Ausgefüllt wurde dieser von 320 Schülern (je acht zufällig ausgewählten Jungen und Mädchen pro Jahrgangsstufe), ebenso vielen Elternteilen und 45 (ebenfalls zufällig ausgewählten) Lehrern. Das sind 29 Prozent der Schüler und Elternhäuser und 50 Prozent der Lehrer — eine hinreichend große Stichprobe.

Die Auswertung hat unter anderen der Schüler Mike Schmitt in einer Projektarbeit zusammengefasst. Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Das vor zwölf Jahren in NRW eingeführte G 8 wurde von fast 80 Prozent der Lehrer und fast 60 Prozent der Schüler mit der Note vier oder schlechter bewertet.

Das G 9 bekam von fast 80 Prozent der Lehrer und mehr als 60 Prozent der Schüler eine Eins oder Zwei.

Recht passabel bei den Schülern schneidet das Modell „Die Schulkonferenz entscheidet, ob G 8 oder G 9“ ab: Knapp die Hälfte fände dies gut oder sehr gut. Bei den Lehrern teilt indes nur jeder dritte diese Meinung.

Beim Modell „G 8/G 9 parallel“ ist die Kluft zwischen Schülern und Lehrern am größten: 65 Prozent der Schüler geben dieser Variante eine Eins oder Zwei, mehr als 70 Prozent der Lehrer hingegen eine Fünf oder Sechs.

Zu den Eltern, deren Bewertung sich nicht in der Arbeit von Schüler Mike Schmitt findet, sagt Lehrerin von Gehlen: „Sie haben G 9 mehrheitlich gut und G 8 mehrheitlich schlecht bewertet, ebenso die Wahl zwischen G 8 und G 9 durch die Schulkonferenz. Das Parallelsystem kam bei ihnen wie bei den Schülern gut an, aber trotzdem signifikant schlechter als das reine G 9.“

Schulleiter Stephan Wippermann-Janda überrascht das Ergebnis angesichts der von ihm festgestellten Stimmungslage nicht: „Organisatorisch ist G 8 kein Problem, es läuft. Aber ich würde mich auch nicht wehren, zu G 9 zurückzukehren.“ Grund: Die Aufnahmefähigkeit der Schüler am Nachmittag lasse merklich nach. „Und in der Oberstufe steht das Punktesammeln durch gute Noten so sehr im Fokus — auch wegen der zahlreichen Studienfächer mit NC-Zulassungsbeschränkung —, dass Schulprojekte außerhalb des Unterrichts immer mehr ins Hintertreffen geraten, von einem Auslandsjahr gar nicht zu reden.“ Dass die Schulkonferenz zwischen G 8 und G 9 entscheidet statt der Landespolitik, lehnt Wippermann-Janda strikt ab: „Ich möchte keine Spaltung der Schule.“

Edwin Pütz, Vorsitzender der Elternpflegschaft am KAG, hält angesichts der langen Schultage seiner beiden Söhne, die zusammen mit Vereinssport, musikalischen und weiteren Gruppenaktivitäten kaum Zeit zum Luftholen ließen, ebenfalls wenig von G 8, mahnt aber eine wichtige Voraussetzung für eine Rückkehr zu G 9 an: „Die Schulen brauchen dann über zehn Prozent mehr Lehrerstellen.“

Kim-Joleene Kunk, eine der Schülersprecherinnen, sagt: „Je älter die Schüler, desto größer die Ablehnung von G 8. Denn gerade für die höheren Jahrgangsstufen bedeuten Klausurphasen und lange Schultage unglaublich viel Stress.“ Die Mehrheit ihrer Mitschüler wäre vermutlich am glücklichsten, wenn jeder selbst entscheiden könnte, ob G 8 oder G 9.