Schüler vertreten ihre Interessen in der Stadt
Anstelle eines Jugendparlaments wie etwa in Monheim will Langenfeld eine Schülervertretung mit Sitz im Jugendhilfeausschuss.
Langenfeld. Jugendliche wollen mitreden — aber wenn Mit a r b e i t gefragt ist, dann heben die meisten von ihnen die Hand nur für kurzzeitige Projekte, die sie ganz persönlich interessieren. Das ist — auf den Punkt gebracht — das Ergebnis einer Umfrage des städtischen Jugendamtes unter 1680 Schülern und von mehreren Workshops an sechs der sieben weiterführenden Schulen in Langenfeld. Auf Basis dieser Erhebung hat der Jugendhilfe-Ausschuss des Rates kürzlich grünes Licht gegeben für den Aufbau einer Stadt-Schülervertretung. Das besonders von den Grünen und vom Stadtjugendring gewünschte Jugendparlament ist so weiter chancenlos in Langenfeld.
„Schule ist d i e Lebenswelt der Jugendlichen“, sagte Jugendamtsleiterin Elke Burg im Ausschuss. Als weitere Erkenntnisse aus Befragung und Workshops zur kommunalpolitischen Beteiligung des Nachwuchses nannte sie unter anderem: die Bereitschaft, sich zu engagieren, ist bei Alltagsthemen „wie Einkaufen oder McDonalds“ besonders groß, in Sachen Parteipolitik hingegen verschwindend gering; die Beteiligung der Jugendlichen „muss Wirkung zeigen“, will man sie bei der Stange halten; ohne eine professionelle Begleitung funktioniert die Mitwirkung nicht.
„Gegen ein Jugendparlament spricht neben der mangelnden Bereitschaft, mitzumachen, auch das aufwendige Wahlverfahren“, sagte Fachbereichsleiter Ulrich Moenen. Dies würde bei einer Stadt-Schülervertretung (SSV) entfallen. Denn die SSV soll sich laut Elke Burg im Kern aus den — bereits gewählten — Schülervertretern der einzelnen Schulen zusammensetzen. „Zugleich soll sie aber offen für alle Schüler sein“, betonte die Amtsleiterin. Außerdem seien eigene Etatmittel und Sitze in Ratsgremien wichtig.
Als zweites Standbein sieht das Jugendbeteiligungs-Konzept ein „Kommunalpolitisches Praktikum“ für interessierte Schüler ab Klasse 9 vor. Dabei lernen die Teilnehmer bei einem „Speed-Debating“ Lokalpolitiker aus den unterschiedlichen Ratsfraktionen kennen und erleben Lokalpolitik in einzelnen Sitzungen sowie in einem Planspiel.
Im Jugendhilfe-Ausschuss stießen die Pläne einzig bei der CDU auf uneingeschränkte Zustimmung. „Jugendliche engagieren sich eher im Rahmen der Schule, nach Schulschluss eher weniger“, sagte Ratsfrau Barbara Aßmann für die Mehrheitsfraktion. Sven Lucht vom Stadtjugendring wandte sich gegen den Passus, wonach der Bürgermeister den Vorsitz in der Stadtschülervertretung hat. „Das darf er nicht“, befand Lucht mit Verweis auf einen Ministererlass. „Der Vorsitzende muss gewählt werden.“
BGL und Grüne kritisierten das Schneckentempo, mit dem die Stadt das Beteiligungskonzept verfolgt. „Es kommt spät, sehr spät“, sagte Christian Wozny (BGL) mit Blick auf die drei Jahre, die seit Auftragserteilung durch den Rat vergangen sind. Elke Hirsch-Biermann (Grüne) äußerte Zweifel an der Aussage, ein Jugendparlament litte unter null Bock: „Hätte die Felix-Metzmacher-Hauptschule bei den Workshops weniger Gewicht gehabt und wäre hier die Bettine-von-Arnim-Gesamtschule beteiligt worden, wäre das repräsentative Modell weiter vorne“, vermutet sie mit Blick auf die unterschiedlichen Schülerstrukturen. Das Konzept könne deshalb nur ein „allererster Schritt“ sein. Für die Grünen jedenfalls sei das Jugendparlament „noch nicht vom Tisch“.
Gleichwohl beschloss der Ausschuss einstimmig (bei Enthaltung des Jugendrings), Stadtschülervertretung und Speed-Debating in die Tat umzusetzen. Wann es im Rathaus dazu kommt, hängt von einer Stellenbesetzung ab. Projektkoordinatorin Katharina Voß, die das Konzept erarbeitet hat, ist inzwischen in Elternzeit. Immerhin, versicherte Amtsleiterin Burg: „Die Stelle ist ausgeschrieben.“