Serie Ruhepol: Hektik ist hier fehl am Platze
Die Freilichtbühne liegt nahe an Rheinspielplatz, Wohnbebauung und Altstadt. Und doch ist sie ein echter Rückzugsort für diejenigen, die einmal die Stille suchen.
Monheim. Ganz in der Nähe des großen Kinderspielplatzes an der Kapellenstraße liegt die Freilichtbühne. Nahe an Wohnbebauung und Altstadt ist sie doch versteckt zwischen großen Platanen und Weiden. Nur selten verirrt sich ein Mensch dorthin. Doch zweimal im Jahr ist das anders. Dann nämlich, wenn Kindertag oder Mondscheinkino die Freilichtbühne als Veranstaltungsort nutzen. Mit Plastikstühlen auf der Rasenfläche und Bühne, beziehungsweise Leinwand, auf der gegenüberliegenden Seite ist der sonst so ruhige Ort kaum wiederzuerkennen.
Dabei wird die Freilichtbühne an diesen Tagen eigentlich wieder zu dem, was sie einmal war. „Die Freilichtbühne ist ein geschichtsträchtiger Ort“, sagt Stadtarchivar Michael Hohmeier. Heute sind davon nur noch alte Mauern und Treppenaufgänge zu sehen.
Erbaut wurde sie im Dritten Reich. In einer Sitzung der Gemeinderäte im Oktober 1938 beschloss der von der NSDAP eingesetzte Bürgermeister Josef Grütering die Planung für das Areal an der Kapellenstraße.
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Es hieß unter anderem damals: „Es soll hier das Gedenkfeld für die Opfer des Krieges, der Bewegung und der Arbeit entstehen, wo in Zukunft würdige Gedenkfeiern abgehalten werden können.“ Bis 1945 wurden tatsächlich Weihestunden des NS-Regimes gefeiert.
„1951 wurde aus der NS-Kultstätte schließlich die Freilichtbühne“, sagt Hohmeier. Als erstes Stück wurde am 19. August „Jedermann“ von Hugo von Hofmannsthal von den „Bühnenspielen Leverkusen“ aufgeführt. Zwar war das Stück ein Publikumserfolg, jedoch war man mit der Leistung der Laienschauspieler unzufrieden.
Von 1952 bis etwa 1962 spielte die renommiertere Truppe „Remscheider Shakespeare“ eben jenen Shakespeare, Kleist und Goethe. Auch der Kölner Volksschauspieler Willy Millowitsch zog die Massen an.
1100 Sitzplätze gab es, die nicht immer voll besetzt waren. Wie auch bei den Veranstaltungen heute machen Regen und Mücken den Veranstaltern oft einen Strich durch die Rechnung.
Am 12. August 1962 wurde nach vielen Hochs und Tiefs als letztes Schauspiel Goethes „Hermann und Dorothea“ auf der Freilichtbühne ausgeführt.
„Bis 1970 gammelte die Arena vor sich hin. Dann gab es verschiedene Ideen“, erläutert Michael Hohmeier. Einen Minigolfplatz daraus zu bauen wurde verworfen, auch gab es keine weiteren Theateraufführungen. Stattdessen wurde ein Teil der Bühnenaufbauten abgerissen und der Zuschauerraum bepflanzt.
Erst im Rahmen der Euroga 2002 plus rückte die Freilichtbühne wieder ins Blickfeld mit zwei ausverkauften Open-Air-Aufführungen von Berthold Brechts „Dreigroschenoper“. Nun ist sie seit einigen Jahren das Domizil anfangs beschriebener Aktionen Mondscheinkino und Kindertag — aber ansonsten tatsächlich ein Ort der Stille.