Sonntagsmesse: Wütender Abschied

Gestern wurde unter Protesten der letzte Gottesdienst begangen.

Langenfeld. Irgendwie lag über dem Gottesdienst, der gestern am Morgen in der Maria Himmelfahrt abgehalten wurde, ein Schatten. Vereinzelt wurden Taschentücher gezückt, um Tränen wegzuwischen, einige Besucher schüttelten immer wieder still den Kopf.

Als gegen Ende der Messe ein Brief des Gemeinderates verlesen wurde, standen viele auf und verließen demonstrativ das Gotteshaus. Trotz vieler Bemühungen und gesammelter Unterschriften war dies der letzte Sonntagsgottesdienst in der katholischen Kirche an der Hardt. Der Grund sind Umstrukturierungen wegen der von Köln geforderten Zusammenlegung der Pfarrgemeinden.

Wie einige andere waren Vanessa Golec und Jessica Kotzybik in Schwarz gekommen. „Wir wollen einfach unsere Trauer demonstrieren, weil es jetzt keine vernünftige Messe mehr gibt“, so die 16-jährige Vanessa. Ihre Freundin Jessica ist sich sicher, dass zur Messe am Samstagabend keiner kommen wird, „Am Samstag müssen viele Arbeiten oder treffen sich mit Freunden. Das kann man für den Gottesdienst nicht einfach abbrechen. Und für kleine Kinder ist ein Abendgottesdienst auch ungeeignet“, sagt die 20-Jährige.

Käthe Topp hingegen hätte nichts gegen den Gottesdienst am Samstagabend. „So kann ich den Sonntagmorgen ruhiger angehen, weil ich mich um meinen Mann kümmern muss. Er selbst möchte aber lieber sonntags, weil samstags Sport im Fernsehen kommt“, verriet die 83-Jährige.

Rolf Kamp, der Vorsitzende des Kirchenchors, hatte sich für die Sonntagsmesse eingesetzt und einen Brief mit mehr als 400 Unterschriften an das Erzbistum geschrieben. Doch die Antwort war ernüchternd. Es wird gebeten, die neue Gottesdienstordnung zu unterstützen. Dies sei notwendig, „damit auch in Zukunft in der Kirchengemeinde St. Josef und Martin die Feier der Sonntagsmessen verlässlich und in würdigem Rahmen ohne Zeitdruck möglich sein wird“, so geschrieben in der Antwort des Erzbistums.

In der Gemeinde stößt dies auf Unverständnis. „Die wollen einfach nicht arbeiten“, so Ursula Heinrich. Wie die angrenzenden Kirchen die Besucher der Maria-Himmelfahrt-Kirche aufnehmen sollen, ist noch ungewiss. „Wiescheid hat definitiv nicht genug Platz, weder an Parkplätzen noch an Sitzplätzen in der Kirche“, so Kamp.