Spagat zwischen Anzug und Ornat
Den Wunsch, einmal Karnevalsprinzessin zu sein, konnte der SPD-Landtagsabgeordnete Jens Geyer seiner Kerstin einfach nicht abschlagen. Auf ihn wartet eine Session zwischen Politik und Bütt.
Monheim. Zu Karneval ist im Rheinland fast alles möglich. Da bekommen Kinder außerhalb der Ferien schulfrei, und Landtagsabgeordnete haben einfach sitzungsfrei. Nur um ordentlich feiern zu können. Allerdings gilt das leider nicht für alle Narren, sondern ausschließlich für die großen und kleinen Herrscher im Land. Die Monheimer wurden am Wochenende aus dem Hut gezaubert.
Kinderprinz Robert (Schmidt), bis 27. November noch zwölf Jahre alt, und die neunjährige Maya (Schmeil) finden es nicht ganz so schlecht, ab und zu mal um den Unterricht herumzukommen. Sie versicherten aber beide, ausgezeichnete Schüler zu sein. Robert auf dem Otto-Hahn-Gymnasium und Maya in der vierten Klasse der Lottenschule. Morgen werden sie samt Gefolge in Mayas Schule proklamiert. Und darauf freuen sich alle schon ziemlich.
Auch wenn Robert da zum ersten Mal mit Strumpfhose auftreten muss. Das sieht er ganz cool: „Das gehört eben zum Prinzsein dazu.“ Da nimmt er es auch in Kauf, dass seine Mutter ihm öfter mal beim Anziehen des königlichen Ornats helfen muss. Denn das nimmt schon seine Zeit in Anspruch. Auch das Bützen in den kommenden Wochen macht Robert keine Angst. „Wie das ist, weiß ich allerdings noch nicht. Hab ich ja noch nie gemacht“, sagt er.
Mit den Pagen sind sie zu fünft. Alle fünf Kinder, die nun gemeinsam eine Session bewältigen, sind übrigens sportlich, musikalisch und tänzerisch äußerst begabt. Und außer Mini-Schelm Maike sind alle karnevalistisch erheblich vorbelastet. Letzteres macht Maike aber mit ihrem selbstbewussten Auftritt wett. Den neuen Job im Karneval hat sie sich immerhin selbst beschafft. In der letzten Kindersitzung sprach sie Gromoka-Jugendvertreterin Biggi Donath kess an: „Was muss man hier eigentlich machen, um Schelm zu werden?“ Diesen Wunsch konnte Biggi Donath der quirligen Kleinen nicht abschlagen.
Jens Geyer, Karnevalsprinz
Bei Robert ist der Opa bei den Altstadtfunken, und die Mama war in jungen Jahren Gänseliesel. Auch Mayas Eltern sind Karnevalsfans. Sie selbst träumte bereits als Gänselieschen vor zwei Jahren vom großen Auftritt als Prinzessin. Bühnenerfahrung bringt die bezaubernde junge Dame genug mit: zum Beispiel als Video-Clip-Dancer. Mit Adjutantin Finja Nowakowski und Pagin Marina Baus muss die Session einfach gelingen. Die beiden sind ganz alte Hasen, was den Karneval in Monheim angeht.
Auch der Erwachsenen-Prinz kann mit Bühnenerfahrung punkten. Allerdings in der Politik. Und die soll laut allen Beteiligten beim Karneval ganz außen vor sein. Natürlich habe ich mich gefragt, passt das denn zu meinem Amt?“, gesteht Prinz Jens (Geyer) I. Nach reiflicher Überlegung haben sich der SPD-Landtagsabgeordnete für Langenfeld/Monheim/Hilden-Süd und seine Frau Kerstin dann dazu „durchgerungen“, in das rot-weiße Ornat der Narrenherrscher zu schlüpfen. „Erst haben wir ,nö‘ gedacht. Aber dann wurde die Idee immer attraktiver“, so der Prinz, dessen Eltern aus Plauen stammen.
Mit dem echten Monnemer Mädchen Kerstin an seiner Seite, das eigentlich „schon länger scharf auf dieses Amt“ war, werden sich die beiden nun für die Große Monheimer Karnevalsgesellschaft in den Trubel stürzen. Dabei steht dem Prinzenpaar ein sehr erfahrener Hofstaat zur Seite. Es sind Ajudant Detlef Budig, der Vater der Prinzessin, sowie die unverzichtbaren Hofdamen Elisabeth van der Bijl, Claudia Heinen und Gänseliesel Jeantine Pietzrik, Spielmann Florian Nellen, Schelm Alex Iffland sowie Prinzenführer Jörn Heimann.