Tourauftakt in Langenfeld: Hannes Wader steht nicht im Gestern

500 Fans feiern Tourneestart des Liedermachers alter Schule.

Langenfeld. So viel vorweg: Dass der Liedermacher Hannes Wader schon zum wiederholten Mal im Schauplatz auftritt, dass er sogar jetzt seine Herbsttournee dort begonnen hat, ist eher Zufall. "Ich werde hier freundlich empfangen, die Akustik ist gut und der Saal ist nicht zu klein oder zu groß - das ist für den Tourstart gut", sagte er der WZ.

Und tatsächlich: Seine Zuhörer, die er grundsätzlich duzt, erweisen sich als echte Fans. Hannes Wader kann auf der Bühne tun, was er will - das Publikum liebt ihn dafür. Mitten im Spiel unterbricht er die Strophe, nur seine Finger zupfen leise weiter, während er eine Anekdote erzählt. Danach holpert er sich wieder ins Lied. "Jetzt bin ich ganz durcheinandergekommen..."

Es ist seine unaufgeregte, gradlinige Art, die solche Lässigkeiten ermöglicht. Wader weiß, was er kann. Er ist kein Weltklasse-Gitarrist, aber seine sonore Stimme dringt durchs Ohr bis in den Bauch und ins Herz vor, während die Texte im Kopf verfangen.

Im ersten Teil lässt er es langsam angehen, spielt Titel aus fremder Feder und erklärt charmant, warum er diese mag. Überhaupt: "Ich spiele jetzt euch - und mir ...", moderiert er gerne mal an. Wader hält nichts davon, sich fürs Publikum zu verbiegen. Er singt für sich selbst.

Doch er baut einen Spannungsbogen auf: Bei "Die Mine", einem bitter-ironischen Lied über Landminen, lässt er kurz vor der Pause seine Gitarre wie eine Bombe ticken, sein Spiel ist plötzlich mehr als Begleitung, es pointiert und illustriert. Sogar an den Tod wagt er sich ran, das werde ja von einem in seinem Alter erwartet, witzelt der 67-Jährige.

Das Politische bleibt lange Zeit zwischen den Zeilen versteckt. Erst auf der Zielgeraden und bei den drei Zugaben, bringt er, worauf viele der etwa 500 Zuhörer gewartet haben: "Die Moorsoldaten", "Schon so lang" oder eine aktualisierte Version von "Trotz alledem".

Hier zeigt Wader, dass er nach 40 Jahren auf der Bühne nicht im Gestern stehen geblieben ist. Den neuen Text hat er kurz vor der Finanzkrise verfasst, doch er ahnt sie darin doch voraus: "Es scheint, als ob das Kapital/in seiner Gier und alledem/ wie eine Seuche, sich total/ unaufhaltsam, trotz alledem/ über unseren Planeten legt."

"Seine Texte sind immer aktuell - ich bin total begeistert", sagt Ulla Asaninas (62) zu ihrem ersten Wader-Konzert. Auch Torsten und Tanja Küster (33 und 32) - die vielleicht jüngsten Zuhörer - fanden’s gut, schränken aber ein: "Er ist ein bisschen trocken - zieht einfach so sein Ding durch."