Langenfeld: „Ich habe in Langenfeld mehr als die zweite Heimat gefunden“

Seit mehr als 40 Jahren schneidert Constantino Princi mit viel italienischem Temperament im Herzen der Stadt.

Langenfeld. "Buon giorno, Signora Weber", begrüßt Constantino Princi die Kundin, mit "Arrividerci, Signora" verabschiedet er die Dame. Wir befinden uns nicht in einem italienischen Eiscafé oder in einem Sprachkursus der Volkshochschule.

In der Änderungsschneiderei von Constantino Princi an der Solinger Straße 33 wird oft italienisch gesprochen. Princi hat italienische Wurzeln, ist 1946 in Reggio Calabria geboren.

20 Jahre später kam er nach Langenfeld, nachdem der Schneider gute zwei Jahre in der Schweiz gelebt hatte. "Mein Bruder Domenico war auch Schneider. Mir hat es auch Spaß gemacht, ich habe Domenico oft um Rat gefragt", sagt er. Der Weg nach Deutschland führte ihn über Verwandte. "Die wohnten in Solingen, ich bin dann in ihre Nähe gezogen."

Erst hatte er seine Änderungsschneiderei neben Haus Arndt, dann neben der Sparkassen-Hauptstelle und nun gegenüber der Stadtgalerie. "Ich bin der Solinger Straße treu geblieben", sagt Princi, "meine Kunden haben mich nach den Umzügen stets wiedergefunden." Seine Kundschaft sei sehr freundlich, sagt Princi, der in Langenfeld mehr als die zweite Heimat gefunden hat.

Vor seinem Atelier kann er die Menschen beobachten. Fast alle, die täglich bei ihm vorbeilaufen, kennen ihn. "Viele kommen mal eben rein, um Guten Tag zu wünschen", sagt Princi. Früher hätten sich die Leute Maßanzüge fertigen lassen, heute sei die Konfektion von der Stange fast perfekt, so der Schneider. Aber, Arbeit hat er genug. Es gilt zu kürzen, zu verlängern, enger zu nähen. "Ich erledige meine Arbeit zu 100 Prozent", sagt Princi, "das bin ich meiner Kundschaft schuldig."

Zwei Kundinnen, die gerade den Wochenmarkt besucht haben, betreten das kleine Ladenlokal, das durch einen Spiegel an der Längswand doppelt so groß wirkt. "Momento", sagt er und greift zu einer Jacke, an der er die Ärmel gekürzt hat.

Auf der Terrasse vor dem Geschäft gedeihen Zitronen und Feigen. "Ich fühle mich fast wie in Italien, nur das Wetter, das ist in der Heimat doch besser, und das Meer fehlt", sagt Princi und setzt einen neuen Reißverschluss in die Damenhose. Auf seine Nähmaschine der Marke Pfaff, Baujahr 1968, ist er stolz. Mit der Blindstichmaschine näht er unsichtbare Säume.

Oft kommt sein italienisches Temperament durch. "Natürlich hatte ich anfangs viel Heimweh nach der 2.150 Kilometer weit entfernten Heimat. Ich wollte nach zehn Jahren zurück nach Italien. Doch ich habe hier Familie, die lasse ich nicht allein", sagt Princi.

Verheiratet ist er mit Zulmira, einer Portugiesin. Er hat drei Kinder und drei Enkel. "Mir gefällt es in Langenfeld", sagt Princi. "Vom Atelier aus bin ich im Nu in der Stadt." Daheim in Reusrath hat er einen Garten mit Kaninchen, Tauben und Hühnern. Er mag die Art, wie in Langenfeld gefeiert und gelebt wird.

Doch, Heimat sei Heimat, meint Princi, und, dass es kein besseres Essen als in Italien gäbe. Minestrone mag er, alle Sorten Nudeln, den Rotwein. Er blickt aus dem Fenster, lacht und ruft einer Kundin zu: "Buon fine settimana". "Ach ja", lacht die Dame. "ich wünsche Ihnen auch ein schönes Wochenende".