Die Natur in Baumberg Das geheime Leben im Auwald
Baumberg. · Viele Tiere und Pflanzen verbergen sich im Frühling rund um die Biologische Station.
Langsam schiebt die schwarze Mauerbiene ihr orangefarbenes Hinterteil in die runde Baumhöhle und verschwindet schließlich komplett darin. Michael Schoch (35) ist sicher: „Die legt jetzt ein Ei ab.“ Der Biologe bildet seit Anfang des Jahres bei der Biologischen Station Haus Bürgel Ehrenamtliche für den Naturschutz und die ökologische Landschaftspflege aus. Das Projekt ist auf ein Jahr angelegt. Wildbienen sind sein Fachgebiet. Sie gehören zu den Tieren und Pflanzen, die in der Baumberger Aue im Verborgenen leben. Wildbienen, wie die gehörnte Mauerbiene, verkriechen sich vor der Kälte häufig in den Blütenköpfen von Glockenblume, Taubnessel und Beinwell.
Im Frühjahr legten die Wildbienen ihre Eier in Hohlräume im Holz oder in „Bienenhotels“ ab, erläutert Elke Löpke, Geschäftsführerin der Biologischen Station. Die Weibchen sammelten Nektar und Pollen – das so genannte „Bienenbrot“ – bringen es in die Röhren und legen ein Ei darauf. Dann verschließen sie die Ablage, darauf folgt wieder ein Nahrungspaket und eine weitere Ei-Ablage. Zum Schluss wird die Röhre mit Schlamm abgedichtet. Erst ein Jahr später schlüpft der Nachwuchs. In Deutschland gibt es insgesamt 560 Wildbienenarten, für die jeder in seinem Garten aus harten Holzlatten Bienenhotels bauen kann, um ihr Überleben zu sichern. Drei bis zehn Millimeter groß sollten die Löcher sein, die mit der Bohrmaschine hineingearbeitet werden können. „Wichtig ist, hartes Holz wie Eiche zu nehmen, sonst reißen sich die Insekten ihre Flügel auf“, sagt Elke Löpke.
Unter dicken Holzblöcken am Teich hinter Haus Bürgel sitzen gut versteckt junge Berg- und Teichmolche. Sie sind gerade zwei bis drei Zentimeter groß. Michael Schoch nimmt sie vorsichtig auf die Hand, und dabei lässt sich ihr gelb gefärbter Bauchgut erkennen. Ausgewachsen werden sie sieben bis zehn Zentimeter groß. Viele Menschen suchten sie nur am Wasser. Dabei lebten die Molche die meiste Zeit des Jahres an Land versteckt. „Sie sind überall in der Kämpe“, berichtet Elke Löpke. Besonders häufig finde man sie an der Geländekante zwischen Urdenbach und Garath, oft direkt am Wegesrand.
Buschwindröschen blühen
unter den Bäumen des Auwaldes
Eine Nilgans hatte verborgen im Schilf des Teiches hinter Haus Bürgel ihre Eier gelegt. Nun erkundet sie mit ihren frisch geschlüpften Jungen bereits das Gewässer. „Sie kommt ursprünglich aus Afrika, brütet hier aber schon bei kühlen Temperaturen“, so Löpke. „Dass sie in unseren Breiten heimisch wurde, gilt als ein Indikator für den Klimawandel.“ Im Frühling sprießt und grünt es überall auf dem Waldboden. „Die Pflanzen nutzen das Sonnenlicht, solange die Bäume noch nicht richtig grün sind“, sagt Elke Löpke. Im Mai, wenn die Bäume ihr Blätterdach entfaltet haben, sind sie verblüht. Am Fuße des Holunderstrauchs wächst das Judasohr; eine ledrig aussehende, essbare Pilzart, die durch braune „Ohren“ auffällt.
Unter den Bäumen des Auwaldes treiben die weißen Buschwindröschen ihre Blüten aus. Besonders viele können Spaziergänger entlang des Altrheins entdecken, wenn sie genau hinschauen. Versteckt unter Büschen wächst das gelbe Scharbockskraut. Und den ebenfalls weiß blühenden Bärlauch, der leicht nach Knoblauch duftet, findet man jetzt überall im Auwald.