Windräder sollen höher werden
Bürgermeister Frank Schneider will am 16. Juni im Stadtrat die 100-Meter-Höhengrenze kippen.
Der Bau von zwei oder drei großen Windkraftanlagen auf Reusrather Ackerflächen wird im Rathaus jetzt ernsthaft vorangetrieben. Wie es Bürgermeister Frank Schneider zu Jahresbeginn angekündigt hatte, soll eine für diese so genannte Windkraft-Konzentrationszone festgelegte Begrenzung auf 100 Meter Höhe fallen — weil sie Investoren bislang abschreckte.
Am 16. Juni wird der Stadtrat auf Schneiders Betreiben hin darüber abstimmen, dort bis zu 150 Meter hohe Windräder zuzulassen. „Ich stehe zum einstimmig beschlossenen Langenfelder Klimaschutzkonzept und möchte dieses auch umsetzen“, sagt Schneider. Hierzu müsse der Flächennutzungsplan entsprechend geändert werden.
Hintergrund: Nach einem Gutachten hatte 2006 der Stadtrat ein 48 Hektar großes Gelände südlich der Acker- und östlich der Rennstraße als den am besten geeigneten Windkraft-Standort festgelegt — mit besagter 100-Meter-Grenze. Seit Jahren läuft vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf eine Klage der Firma SL Naturenergie GmbH (Gladbeck), die in Reusrath mindestens zwei 149 Meter hohe Windräder errichten möchte. „Dieses Gerichtsverfahren ist nach wie vor anhängig“, sagt der städtische Planungsamtschef Stephan Anhalt.
Doch im Falle des Ratsbeschlusses am kommenden Dienstag könnte sich der Rechtsstreit erübrigen. Nach Anhalts Angaben empfiehlt der aktuelle Windenergieerlass NRW Städten ausdrücklich, die Höhenbegrenzung einer Konzentrationszone nach sieben Jahren ohne Bautätigkeit zu überprüfen. Zudem halte der Erlass Windräder unter 100 Meter Höhe für unwirtschaftlich, bei 150 Metern und mehr rechneten sie sich hingegen.
Mit einer Eingabe zur Ratssitzung fordert hingegen die Bürgerinitiative „Ruhiger Horizont Reusrath“, die 100-Meter-Begrenzung beizubehalten. Außerdem beantragt die Initiative nach den Worten ihres Sprechers Matthias Saturnus, Planungsaktivitäten pro Windkraft in Langenfeld auszusetzen; und zwar so lange, bis mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen von Infraschall — also der Lärmfrequenzen unterhalb der menschlichen Hörschwelle — „durch aktuelle Studien des Umweltbundesamtes bewertet worden sind“.
Mit eigenen Anträgen fordern die Ratsfraktionen von BGL und FDP den Fortbestand der 100-Meter-Grenze. Gerold Wenzens (BGL) sieht wegen des laufenden Gerichtsverfahrens „keinen Handlungsbedarf“, auch Frank Noack (FDP) sieht für eine Änderung nach eigenen Worten ebenfalls „keinen triftigen Grund“.
Anderer Meinung sind die Grünen. Bereits im März hatte deren Ratsherr Helmut Konrad mit Hinweis auf die Neujahrsansprache des Bürgermeisters den Antrag eingereicht, die Höhenbegrenzung aufzugeben. Dies befürwortete seitens der SPD im Gespräch mit unserer Zeitung auch deren Fraktions-Chef Sascha Steinfels: „Das ist überfällig!“
Innerhalb der Mehrheitsfraktion CDU gibt es indes Gegenwind. Deren drei Reusrather Ratsvertreter Dieter Braschoss, Tim Koesling und Elke Röttgen hatten bereits nach Schneiders Neujahrsansprache angekündigt, gegen eine Abkehr von der 100-Meter-Begrenzung zu stimmen.