Wirtschaftliche Entwicklung: „Der Laden brummt mächtig“

Nach der Ansiedlung von Ecolab der nächste Paukenschlag: Der Gewerbesteuersatz soll auf den niedrigsten Stand in NRW gesenkt werden. Das würde weitere Firmen locken.

Monheim. Das Zauberwort heißt Gewerbesteuerhebesatz. Dessen Höhe bestimmt eine Kommune selbst. Darin ist geregelt, wie viel an besagter Gewerbesteuer ein Betrieb an die Stadt zahlen muss.

Bisher liegt dieser Satz in Monheim bei 435 Punkten. Abgesprochen mit den Fraktionsspitzen will Bürgermeister Daniel Zimmermann ihn aber zum neuen Jahr auf 300 Punkte senken.

„Das ist dann der niedrigste Hebesatz in ganz NRW. Bisher ist Straelen an der Spitze mit 310 Punkten“, sagt Kämmerer Max Herrmann. Das NRW-Innenministerium bestätigt der WZ diese Zahlen.

Doch wie ist das bei fast 100 Millionen Euro Schulden möglich? Schließlich bedeutet die Senkung der Gewerbesteuer auch erst einmal Mindereinnahmen. Hohe Steuernachzahlungen in diesem und dem nächsten Jahr bieten den Spielraum.

Allein 2011 wird es einen Haushaltsüberschuss von 13 Millionen Euro geben statt ursprünglich erwarteter zwei bis drei Millionen. Namen werden aufgrund des Steuergeheimnisses nicht genannt. Aber große Unternehmen wie UCB und Bayer lassen grüßen.

Was die Senkung für Unternehmen in Monheim bedeutet, soll das folgende Beispiel verdeutlichen: Man nehme eine Firma, die beim Jahresabschluss eine Million Euro zu besteuern hat. Pro 100 Punkte sind das 3,5 Prozent.

Beim künftigen Monheimer Hebesatz sind das 105 000 Euro für die Stadtkasse. Aktuell muss der Betrieb aber ein Drittel mehr bezahlen. „Das schreckt noch viele ab“, sagt Zimmermann.

Die städtische Wirtschaftsförderung hat nach eigenen Angaben Kontakt zu zahlreichen Unternehmen, die gerne kommen würden, aber nicht bei dieser hohen Gewerbesteuer. Ein Beispiel ist Ecolab. Wie die WZ am Dienstag exklusiv berichtete, wird das Unternehmen mit 900 Mitarbeitern ins Gewerbegebiet Weidental ziehen.

Der Streich wäre der Wirtschaftsförderung nicht gelungen, hätte sie nicht mit Rückendeckung der Politik sagen können, dass der Hebesatz um ein Drittel gesenkt wird. Ärgster Konkurrent beim Buhlen um Ecolab war Langenfeld. Deren Hebesatz liegt bei 360 Punkten.

Zimmermann ist sicher, dass jetzt der Knoten zerschlagen ist: „Die Steuernachzahlungen haben uns Spielraum gegeben. Jetzt können wir Unternehmen ansiedeln, die unter dem Strich später trotz geringerem Steueransatz mehr Einnahmen bescheren.“

Die Wirtschaftsförderung strotzt vor Selbstbewusstsein. Während allein im Rheinpark noch fast 70 000 Quadratmeter frei sind, werden schon neue Gewerbegebiete wie das Menk-Gelände (knapp 27 000 Quadratmeter) angegangen. „Der Laden brummt mächtig“, heißt es mit stolzer Brust.