Magic Casino in Ratingen West: Las Vegas ohne Glamour
Anonymität, schummrige Nischen und eine eintönige Geräuschkulisse: Casino-Fieber kommt beim Zocken in der Spielhalle nicht auf.
Ratingen. Direkt hinter der Eingangstür hängen unzählige Überwachungskameras. Sie erfassen jeden Besucher des Magic Casinos in Ratingen West. Vor mir erstreckt sich ein langer Flur, links und rechts geht es in verschiedene Séparées. An den Wänden hängen Kunstdrucke von Las Vegas oder Atlantic City, den „Zocker-Paradisen“ der USA. Glamouröse Casino-Atmosphäre vermitteln sie mir jedoch nicht.
Fast alle Räume der Spielhalle, in denen die Automaten stehen, sind gut gefüllt. Die Suche nach einem Platz gestaltet sich schwierig: Als ich mich auf einen der wenigen freien Plätze setzen will, sagt eine Frau neben mir resolut: „Der Stuhl ist besetzt.“ Ich schaue sie fragend an und fühle mich kurz an das morgendliche Reservieren der Sonnenliegen in einer All-inclusive-Ferienanlage erinnert. Allerdings spielt die Dame wohl gleichzeitig an zwei Geräten.
Im nächsten Séparée aber ist wirklich ein Platz frei. Das Licht ist schummrig, es ertönen Summ- und Piepgeräusche, Lichter blinken in Rot, Grün, Blau. Die Atmosphäre ist trotz des farbenfrohen Spektakels an den Geräten nicht freundlich. Stumm und konzentriert sitzen die Spieler an den Automaten. Jeweils zwei sind durch eine kleine Trennwand abgeteilt — Anonymität scheint hier in jedem Fall Trumpf zu sein.
Für mich ist der Spielhallenbesuch eine Premiere, und so muss ich mich mit dem Gerät, das das große Geld bringen soll, erst einmal vertraut machen. Der erste Fünf-Euro-Schein verschwindet im Geldschlitz.
Danach muss per Knopfdruck oder direkt am Touch-Display eines der zahlreichen Spiele ausgewählt werden. Meine Wahl fällt auf eine Abwandlung des klassischen Spiels eines einarmigen Banditen — nur dass für einen Gewinn fünf statt drei Früchte in einer waagerechten Reihe erscheinen müssen.
Der erste „Fünfer“ ist schnell verzockt, dann erst bemerke ich, dass ich mit 50 Cent Einsatz pro Wiederholung spiele. Ein Anfängerfehler.
Könner spielen effektiver: Sie setzen weniger Geld, um mehr Spiele hintereinander machen zu können und die Gewinnchance zu erhöhen. So mache ich das bei dem zweiten Geldschein, den ich einsetze, auch und verringere den Einsatz. Doch wirklich gut läuft es nicht: Acht Euro sind schon verloren.
Zeit, das Spiel zu ändern: Gewählt wird eine andere optische Variante des gleichen Spielprinzips. Vielleicht ist es nur Einbildung, aber anstelle der Pflaumen, Kirschen und Orangen zuvor läuft es mit Hufeisen, Kleeblatt und Wahrsagekugel jetzt deutlich besser — ein wenig Aberglaube ist beim Zocken erlaubt.
Die anderen Spieler hoffen ebenfalls auf den großen Gewinn, werfen eine Münze nach der anderen in die Geräte. Manche unterhalten sich miteinander, aber die meisten schweigen. „Eigentlich gehe ich selten in solche Spielhallen“, sagt Marcos. Auf meine Frage, warum er denn an diesem Abend hier sei, zuckt er nur mit den Schultern und widmet sich wieder seinem Poker-Blatt auf dem Bildschirm.
Ich konzentriere mich wieder auf meinen Automaten. Plötzlich ändert sich die eintönige Melodie zu einer kurzen Fanfare. Vier Symbole in einer Reihe — der Gewinn: 16 Euro bei 10 Cent Einsatz. Kurzzeitig kommt Euphorie auf. Ein paar Momente später ist ein Teil des Geldes allerdings schon wieder verspielt.
Die Blinklichter und die Geräusche vereinnahmen mich. Doch bevor ich in einen wahren Spielrausch verfalle, drücke ich rasch auf den Knopf für die Auszahlung — den Einsatz von zehn Euro habe ich wieder raus. Immerhin.