Arbeitskampf bei Tenax Mitarbeiter kämpfen für Haustarif

Ratingen · Seit rund zwei Jahren suchen die Gewerkschaft IGBCE und Mitarbeiter der Ratinger Firma Tenax das Gespräch mit ihrem Arbeitgeber. Bislang vergeblich.

Seit mehreren Monaten kämpfen die Tenax-Mitarbeiter für einen Haustarif.

Foto: dpa/Jens Kalaene

„Es wird nicht leicht sein, das ist der Anfang hier.“ Mit diesen Worten stimmt der Tenax-Betriebsrat auf einer Kundgebung seine Kollegen auf einen Arbeitskampf ein. Ein Kampf, der eine lange Vorgeschichte hat.

„Der Prozess dauert jetzt ungefähr zwei Jahre“, erklärt Joshua Zobel, Gewerkschaftssekretär der IG Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE). Zwei Forderungen haben die Beschäftigten an ihren Arbeitgeber: einen Haustarif und den Samstagsdienst auf freiwilliger Basis. Bislang haben die Mitarbeiter keinen Erfolg erzielt. Die Tenax-Geschäftsführung verweigert Gespräche.

Gängige Praxis in dem Unternehmen sei es bislang, dass jeder Mitarbeiter sein Entgelt und seine Vertragsbedingungen individuell aushandelt. „Ein Haustarif würde für eine transparente Entgeltregelung sorgen“, so die Gewerkschaftsvertreter. „Klare, nachvollziehbare Regeln für alle“, fordert Mustafa Simsek, Betriebsratsvorsitzender und Mitglied der Tarifkommission, „und eine faire Bezahlung, die der harten Arbeit gerecht wird.“

Zweiter Kritikpunkt ist die Regelung der Arbeitszeit. Die Mitarbeiter haben grundsätzlich eine Fünf-Tage-Woche, werden aber regelmäßig an ein bis zwei Samstagen im Monat für zusätzliche Schichten herangezogen. Auch das will die Gewerkschaft ändern. „Die Belegschaft fordert eine Fünf-Tage-Woche, um endlich Planungssicherheit und ein geregeltes Privatleben zu haben“, so Zobel. Ein Arbeitseinsatz an Samstagen soll künftig ausschließlich auf freiwilliger Basis erfolgen.

Beide Forderungen wollen Mitarbeiter in einem Haustarifvertrag festschreiben. Um ihr Ziel zu erreichen, bemühen sie sich nach eigenen Angaben seit Monaten um eine Aussprache mit der Geschäftsleitung. Im November habe es eine Gesprächsrunde gegeben, so Zobel. Diese blieb jedoch ohne Ergebnis. Seitdem weigere sich das Unternehmen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

„Diese Hinhaltetaktik ist ein Affront gegen alle, die tagtäglich ihre Arbeit leisten und eine faire Behandlung verdienen“, sagt Thomas Neumann, Bezirksleiter der IGBCE Düsseldorf. „Wir setzen immer noch auf Verhandlungen“, fügt Zobel hinzu. Ein Arbeitskampf sei das Worst-Case-Szenario. „Wir sind nach wie vor bereit, Gespräche aufzunehmen.“

„Wir lassen nicht locker. Unsere Forderungen sind klar, unser Zusammenhalt ist stark. Gemeinsam werden wir den Druck weiter erhöhen, bis sich etwas bewegt. Die Arbeitgeberseite muss an den Verhandlungstisch – und zwar jetzt“, sagt IGBCE-Verhandlungsführer Zobel. „Ohne Tarifvertrag wird es keinen Frieden geben. Es liegt jetzt am Arbeitgeber, Verantwortung zu zeigen.“ Sei dies nicht der Fall, „werden wir unsere Rechte nutzen“. Gewerkschaft und Betriebsrat machen den Beschäftigten auf der Kundgebung Mut, sich nicht einschüchtern zu lassen. Sie vermuten: Es wird ein steiniger Weg. Die Geschäftsführung der Tenax war weder auf telefonische, noch auf schriftliche Anfrage zu einer Stellungnahme bereit. Der Arbeitskampf bei dem Ratinger Familienbetrieb, der immerhin auf eine mehr als 100-jährige Geschichte zurückblicken kann, wird also vermutlich in die nächste Runde gehen.