Grundwasser Rathaus-Garage unter Wasser: Es wird immer teurer

Krefeld · Der hohe Grundwasserpegel erfordert weitere Sanierungsarbeiten – das Parkhaus wird so zum Millionengrab. Warum die Kosten explodieren, welche Konsequenzen Stadt und Politik daraus ziehen wollen.

Weite Teile des zweiten Untergeschosses der Tiefgarage am Rathaus sind für Kurzparker weiter gesperrt.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Die Rathaus-Tiefgarage steht zum Teil immer noch unter Wasser – und dieses Problem führt zu immer höheren Kosten. Im Betriebsausschuss Zentrale Gebäudemanagement (ZGM) haben jetzt Baudezernent Marcus Beyer und Angela Naebers (ZGM) den Ernst der Lage dargestellt. Der Begriff „Millionengrab“ ist jedenfalls alles andere als übertrieben. Denn die ohnehin schon happigen 14,7 Millionen Euro, die bislang (Stand 2023) für Trockenlegung und Sanierung der Tiefgarage veranschlagt waren, werden bei weitem nicht reichen, sagte Beyer. Wie teuer das Ganze am Ende wird, um die Tiefgarage dauerhaft vor Wassereintritt abzudichten, lässt sich exakt noch gar nicht sagen. Rund 1,9 Millionen Euro zusätzlich werden schon jetzt für das reine Abdichten von Betonflächen kalkuliert.

Naebers sagte, es gehe nicht mehr nur darum „den Betonbereich wasserdicht zu machen“, vielmehr hätten Untersuchungen ergeben, dass auch wichtige Stahlteile nicht mehr in Ordnung seien. Und: Die statische Auslegung der Bestandsbodenplatte ist nicht ausreichend. Damit ist zwar noch nicht die Standsicherheit des ganzes Gebäudes darüber gefährdet, doch könnte die Verkehrssicherheit beeinträchtigt werden und es zu einem deutlich erhöhten Wassereintritt kommen. Naebers: „Das heißt, die Bodenplatte muss raus und ersetzt werden, die Stützen sind zu sanieren.“

Der Wasserstand hat sich
um 1,16 Meter erhöht

Die geplanten Bauteilöffnungen können in der Ebene -2 der Tiefgarage wegen des immer noch eindringenden Wassers weiterhin nicht ausgeführt werden, so das ZGM. Grundsätzlich könne man die Untersuchungen auf die Ebene -1 beschränken, das berge aber natürlich das Risiko, dass sanierungsbedürftige Flächen in der Etage darunter nicht genau identifiziert und dann bearbeitet werden können. Das Problem ist Folge der hohen Grundwasserstände in Teilen Krefelds. Grundwasser fließt unter der Erdoberfläche, es entsteht hauptsächlich durch Regen oder Schnee, die vom Boden aufgenommen werden und durch die Erdschichten versickern. In Krefeld ist schon lange klar, dass der aus den 60er-Jahren angenommene „Bemessungsgrundwasserstand“ für den höchstmöglichen Grundwasserstand mittlerweile viel zu niedrig ist – die Bauwirtschaft richtete nach diesem Wert die Absicherung von Hauskellern gegen Grundwasser aus.

In Bezug auf die Rathaus-Garage heißt das konkret: Der für die Planung gutachterlich festgelegte Wasserstand hat sich um 1,16 Meter gegenüber den Angaben aus der Bauzeit erhöht. Und: Die von der Stadt beauftragten Hydrogeologen prognostizierten jetzt im Frühjahr einen steigenden Pegel, im April werde die bisherige Höchstmarke vom Mai 2024 fast wieder erreicht. Allerdings waren die ersten Monate 2025 regenarm.

Ein wichtiger Grund für das chronisch hohe Grundwasser ist neben den ungewöhnlich starken Niederschlägen 2023/24 der in den letzten Jahren stark gesunkene Wasserverbrauch, sowohl was die Privathaushalte betrifft, als auch die in Krefeld lange so wichtigen (und wasserintensiven) Industriebetriebe in den Bereichen Chemie, Stahl oder Textil, deren Grundwasser-Entnahmen im Vergleich zu früheren Jahrzehnten deutlich zurückgegangen sind.

Auch die Politik sorgt das alles natürlich. Im Ausschuss fragte Peter Vermeulen (CDU), ob es weitere so tief gebaute Gebäude in der Innenstadt gebe. Der Beigeordnete Marcus Beyer berichtete, dass es auch bei der Tiefgarage Wiedenhofstraße Probleme mit „drückendem Wasser“ gebe, das sei jedoch bei weitem nicht so gravierend wie am Rathaus. Generell aber sei klar: „Das Grundwasserproblem müssen wir und alle Bauherren bei Sanierungs- und Neubauarbeiten in Krefeld immer berücksichtigen.“ Man könne „durchaus auch im Wasser bauen“, sagte der kommissarische Chef des ZGM, dafür aber bedürfe es umfassender Vorbereitungen. Wegen der großen Gefahr von Wasserschäden hat sich die Stadt zum Beispiel entscheiden, bei der Theater-Sanierung auf den Einbau einer tiefer im Erdreich liegenden Untermaschinerie zu verzichten.