Ali, der türkische Nikolaus — ganz nah dran am Original
Der 47-jährige Ali Aksu spielt für die Mitarbeiter-Kinder bei Georg Fischer Automotive in Mettmann den Mann mit dem weißen Bart.
Mettmann. Was sagt man, wenn man nicht richtig weiß, wie es passiert ist? „Ich bin da so reingerutscht.“ Das sagt auch Ali Aksu auch. Drei Jahre ist es her, als der 47-jährige Familienvater an seinem Arbeitsplatz beim Automobilzulieferer Georg Fischer (GF) Automotive plötzlich von Kollegen angesprochen wurde: „Sag mal Ali, würdest du für uns den Nikolaus spielen?“ keine Frage, Ali sagte sofort zu.
Ali Aksu
Von einem Vorgänger, der den Nikolaus jahrelang für die Kinder der Mitarbeiter auf einer Feier gespielt hatte, lag noch eine komplette Nikolaus-Verkleidung im Lager: Roter Rauchmantel, weiße Albe, Mitra und Hirtenstab. „Einige im Betrieb fragten schon verwundert, ob ich als Türke und Moslem den Nikolaus spielen kann“, erzählt der Haaner.
Aksu konnte, denn immerhin ist das historische Vorbild des Nikolaus der türkische Bischof aus Myra in der Region Lykien in der heutigen Türkei. „Wenn nicht ich als Türke, wer denn dann soll den Nikolaus spielen können“, sagt Aksu.
Der gelernte Großhandelskaufmann ist in Deutschland geboren und seit 13 Jahren bei GF. Heute arbeitet er als Werkssanitäter für das Unternehmen. „Ich bin zwar Moslem, aber ich bin in der deutschen Gesellschaft natürlich mit Nachbarn aufgewachsen“, erzählt er. Und die Nachbarn feierten eben Nikolaus, Weihnachten oder Ostern. „Unsere Familie hatte zwar keinen Tannenbaum, aber wir haben da natürlich immer mitgefeiert“, sagt Aksu, dessen Töchter 14 und 3 Jahre alt sind.
Bei GF schlüpfte Aksu in die Nikolaus-Verkleidung „und fühlte sofort, was ich tun muss“, sagt er lachend. Lampenfieber hat er keins. Er sei eben ein Schauspieler, sagt Aksu. Wenn er dann bei der betrieblichen Weihnachtsfeier am morgigen Samstag wieder in Rot-Weiß am Eingang die rund 80 Mitarbeiter-Kinder begrüßt, ist er in seinem Element: Kindern das Lachen auf die Augen zu zaubern.
Doch auch bei GF ist es nicht anders als in den vielen Wohnzimmern: Manche Kinder haben Angst, weinen manchmal auch, wenn der Mann mit dem weißen Bart kommt. Ali Aksu spricht die Kinder schnell mit Namen an (Hallo Ben!) und schmeichelt ihnen mit natürlich absolut wahren Komplimenten: „Ich habe gehört, dass Du immer ganz lieb warst. Dann ist immer alles geritzt.“ Lieber loben als strafen ist Alis Motto. Und das zieht immer.
Da stört dann auch die furchteinflößende Verkleidung inklusive Rauschebart nicht mehr allzu sehr. „Die Kinder brauchen Vertrauen und das gebe ich ihnen.
Sie bekommen alle eine Tüte mit Süßigkeiten“, sagt Aksu. Und die vielleicht wichtigste „Berufserfahrung“ als Nikolaus bei GF geht fast in seinem freundlichen Lachen unter: „Wissen Sie, den Kindern ist doch egal, ob wir an Gott, Allah oder Jahve glauben. Das sind nur Namen für den denselben guten uns liebenden Gott.“