Bombenfund hält Haan in Atem
Wegen einer Fliegerbombe wurden rund ums Möbelhaus Ostermann Straßen und Autobahnauffahrten gesperrt.
Der Fund einer amerikanischen Fünf-Zentner-Fliegerbombe hat Haan gestern in Atem gehalten. Metalldetektoren hatten nach Auskunft von Ordnungsamtsleiter Michael Rennert den Sprengkörper gegen 12.08 Uhr auf dem Gelände des Möbelhauses Ostermann aufgespürt. Dort stehen normalerweise die Zelte für Gartenmöbel. Die Firma Ostermann will sich dort mit einem Anbau erweitern. Weil die Stadt aufgrund historischer Daten und Luftbildaufnahmen davon ausging, dass im Zweiten Weltkrieg an dieser Stelle Fliegerbomben niedergegangen sind, hatte sie das Gelände vorsorglich untersuchen lassen.
Zu Recht, sagt auch der Haaner Friedhelm Kohl, der vermutet, dass diese Bombe in der Silvesternacht 1944/45 abgeworfen wurde. „Damals gab es zwei Angriffe auf den Vohwinkeler Verschiebebahnhof“, sagt der 79-Jährige, dessen Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg noch sehr lebendig sind. Vom Wuppertaler Stadtteil aus zogen die Bomber weiter über Haan und Solingen-Weyer und warfen auch dort tödliche Fracht ab.
Im Radius von 250 Metern rund um den Bombenfundort wurden die Anwohner gestern dazu aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen.
Rund 150 waren betroffen, ein Teil fand sich im CVJM-Haus ein, wo sie genauso wie die Mitarbeiter des Möbelhauses mit Getränken und Brötchen versorgt wurden. Auch die 300 Beschäftigten der Firma Centa mussten eine Zwangspause einlegen. Die Fast-Food-Restaurants konnten nicht mehr angefahren werden, ebenso wenig die Tierklinik. Denn die Straßen wurden gesperrt, darunter auch die Autobahnabfahrt von der A 46 auf die Landstraße.
Weil sich dadurch auf der Autobahn ein langer Stau bildete, entschloss sich die Straßenmeisterei dazu, die Anschlussstelle Haan-Ost komplett zu sperren. Das berichtet Ordnungsamtsmitarbeiter Rainer Skroblies, der die ganze Zeit am Ort war. Staus auf der Autobahn gab es weiterhin. Durch den Ausweichverkehr entstanden aber auch auf den innerstädtisch erhebliche Verkehrsbehinderungen.
Ungewohnt war die Situation auch für zwei Kitas und die Grundschule Bollenberg: Weil die Eltern ihre Kinder nicht abholen konnten, blieben diese in den Einrichtungen. „Wir haben hier eine Bombenstimmung“, sagte Barbara Quednau von der Kita Bollenberger Busch schmunzelnd: Die Kinder wurden mit Eis und Schokolade bei Laune gehalten.
Als die Nachricht kam, dass die Bombe entschärft wurde, rissen die Mitarbeiter als erstes die Fenster auf. Die hatten sie drei Stunden lang geschlossen halten müssen. Viele Eltern hatten sich nach ihren Kindern telefonisch erkundigt, „doch dass meine Tochter da gut aufgehoben ist, habe ich keine Sekunde bezweifelt“, sagt eine Mutter.
Nur 25 Minuten dauerte es, den Aufschlagszünder der Bombe funktionsuntüchtig zu machen. Die Straßensperren wurden innerhalb von einer halben Stunde aufgehoben, doch es dauerte, bis sich der Verkehr normalisierte. Die entschärfte Bombe wird vom Kampfmittelräumdienst zu einem Spezialbetrieb gebracht, wo sie zerlegt wird.
Skroblies ist erleichtert, dass alles glatt lief: „Ich bin seit 21 Jahren im Amt, und es war meine zweite echte Bombe.“