Buchpräsentation am Abend trifft auf Lob

Die Buchhandlung Schlüter will das Konzept ausbauen.

Mettmann. Das Bild aus Sichuan im fernen China lässt einen Ruck durch die 25 Zuhörer auf ihren Klappstühlen in der Köningshof-Galerie fahren. Das von Katja Kobold hochgehaltene Foto zeigt Arbeiter in den Kronen von Obstbäumen. Es sind menschliche Arbeitsbienen, die da chinesische Apfelblüten bestäuben. Denn echte Bienen sind in der durch Monokulturen geprägten, durch Pestizide bespritzten chinesischen Landwirtschaft ausgestorben. Da hat die Wirklichkeit den Roman „Die Geschichte der Bienen“ glatt um acht Jahrzehnte überholt.

In ihrem Buch plant Autorin Lunde, Vorname „Maja“, die menschliche Arbeitsbiene erst für 2098 ein. Diese Zukunft hat sie mit der Gegenwart eines US-Imkers und der Geschichte eines englischen Biologen aus dem 19. Jahrhundert verwoben. Nach und nach stellt sich heraus, wie die Schicksale quer durch die Jahrhunderte miteinander verbunden sind, schwärmt Buchhändlerin Katja Kobold. Neben der Fiktion erfährt der Leser viel über die Biene und ihre Bedeutung für den Erhalt der Menschheit.

An dieser Stelle trifft das Klischee von der Nadel, deren Aufprall man nun hören könnte. Viele Gäste malen ein Kreuz auf ihre Literaturliste. In der Buchhandlung Schlüter ist erstmals „Bücherfrühling“. Die Buchhändlerinnen stellen ihre neusten Lieblingsschmöker vor — und schauen zugleich rechts und links des Hauptpfades. Im Fall der Bienen ist völlig klar: Ein aufwändig gemachtes Kinderbuch könnte Omas Bienen-Besorgtheit ergänzend in die Ahnungslosigkeit der Nachkommenschaft übertragen. Und genau hier liegt die Stärke des „Bücherfrühlings“: Zwischen den Verkaufsregalen werden Themen und Buch-Netzwerke geknüpft.

Melanie Zalejski scheut sich derweil nicht, auch ihre Vorbehalte gegen einen Schmöker zu thematisieren: „Ich habe mich lang gesträubt, dieses Buch zu lesen.“ Gemeint sind „Die Schatten von Race Point“ von Patry Francise, ein Thriller mit Tiefgang. Inhaberin Rose Schlüter freute sich über eine gelungene Premiere, zu der Knabbereien und ein Glas Wein gereicht wurden: „Diesen Erfolg müssen wir im Herbst ausbauen.“ Von den Teilnehmern kam ausschließlich Lob für die Buchpräsentation.