Ehrenamt in Mettmann Hohe Nachfrage und hohe Kosten

Mettmann · Steigende Ausgaben für Energie und Lebenshaltung sorgen für neue Kunden. Zugleich steigt der Aufwand der Tafel.

Gisela Fleter ist die Leiterin der Mettmanner Tafel. Sie sieht die rasch steigenden Kosten mit Sorge.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

(dne) Erst kam Corona mit all den Auflagen und Regeln. Jetzt drücken die Kosten. Gisela Fleter will nicht klagen, denn die Leiterin der Mettmanner Tafel liebt, was sie tut. „Aber mal eben losfahren, um bei einem Supermarkt ein paar Kisten Obst vor der Mülltonne zu retten, das ist bei diesen Spritpreisen nicht mehr möglich“, sagt sie. Stattdessen werden die Touren der zwei Kühlwagen möglichst präzise geplant, um wenig Diesel zu verbrauchen. Jeden Tag drehen die beiden Fahrzeuge mit jeweils zwei Ehrenamtlern an Bord ihre Runden. Die sich da freiwillig für die Tafel einsetzen, bewegen viele hundert Kilogramm pro Woche. Klaglos; die Technik ist da weniger genügsam. Noch in diesem Jahr muss einer der beiden Lieferwagen durch ein Neufahrzeug ersetzt werden. Das Fahrzeug mit Kühlaggregat rollt bereits seit 13 Jahren für die Tafel. „Dank unserer Sponsoren steht die Finanzierung nahezu – aber es fehlen halt noch ein tausend Euro“, sagt Fleter. Weitere Sponsoren, deren Firmenlogo und Name außen auf dem Fahrzeug stehen werden, sind also willkommen.

Denn das ist die eine Seite dieser Geschichte vom Mangel: Mit rund 35 000 Euro an Betriebskosten für Sprit, Strom, Heizung, Reparaturen werden sie in diesem Jahr nicht mehr hinkommen. Lebensmittel innerhalb einer Kühlkette zu bewegen und zu lagern – das verbraucht viel Energie. Und deren Preis ist gerade durch die Decke gegangen. Zwar balanciert die Tafel Mettmann nicht am Rande des finanziellen Abgrunds; schließlich stehen Kirche und Diakonie im Zweifel im Hintergrund. „Aber Spenden sind in diesen Tagen sehr willkommen“, sagt Gisela Fleter.

Denn auf der anderen Seite wächst – aus denselben Gründen, nämlich wegen steigender Lebenshaltungskosten – der Zulauf von neuen Kunden. Um einmal pro Woche zur Tafel kommen zu können, braucht es einen Berechtigungsschein. „Zurzeit versorgen wir rund 140 Familien in Mettmann“, schätzt Gisela Fleter. Immer dienstags und donnerstags dürfen Bedürftige kommen. Seit der Pandemie funktioniert das nach strikten Regeln. Denn die Tafel Mettmann ist stolz darauf, dass hier noch niemand mit einem Virus als gefährlicher Beigabe von dannen gegangenen ist. „Sobald einer unserer rund 60 ehrenamtlichen Mitarbeiter Corona hatte, ist der Betreffende zuhause geblieben“, berichtet Fleter. In den Räumen gilt eine strikte Maskenpflicht. „Wer das nicht akzeptieren will, muss vor der Tür bleiben und bekommt eine Tüte gebracht.“ Bloß wegen Covid soll niemand von Tafel ohne Waren nach Hause gehen.

Andreas Schott sortiert die eingetroffenen Lebensmittel.

Foto: Köhlen, Stephan (teph)

Auch bei den Warenspenden
hat sich einiges verändert

Die gibt es – auf den ersten Blick – so wie früher: Brot, Gebäck, gesundes Obst, frisches Gemüse, Milchprodukte. Doch auch bei den Warenspenden hat sich einiges verändert. Seit Corona bestelle der Handel zielgenauer, was er braucht – haben Fleter und ihre Mitstreiter beobachtet. Und kurz bevor ein Haltbarkeitsdatum abläuft, stellen gewiefte Kaufleute diese Waren eben auf einen Tisch mit Sonderangeboten. Da bleibt am Ende nicht mehr soviel übrig – für die Tafel.

„Das gleichen wir untereinander aus“, berichtet die Tafel-Vorsitzende Fleter. Wenn die Mettmanner Tafel eine ganze Palette von einem Produkt bekomme, würden die befreundeten Tafeln der Nachbarstädte informiert. „Umgekehrt hat uns die Tafel Ratingen einen Kartoffelbauern vermittelt, der eigentlich im Ratingen Homberg sitzt. Wir helfen einander, wann immer wie können.“

Für den Einsatz als ehrenamtlicher Helfer gebe es mittlerweile sogar eine kleine Warteliste. Denn anderes als vor einigen Jahren ist das Interesse, die Mettmanner Tafel zu unterstützen groß. Meist sind es Menschen in einem höheren Alter, die Waren abholen, umsortieren und in die Regale der Tafelräume legen wollen. Unterstütz werden sie von jungen Leuten, die die Jugendgerichtshilfe schickt, weil sie einige Sozialstunden ableisten müssen.

An den Öffnungstagen, dienstags und donnerstags, sehen alle miteinander, wofür sie sich die ganze Woche eingesetzt haben.