Hilfe aus Mettmann, Erkrath, Wülfrath Beispiellose Welle der Hilfsbereitschaft
Mettmann/Erkrath · In Rathäusern werden Unterkünfte geschaffen und Hilfsangebote gebündelt. Bürger und Ukrainer bringen sich ein.
Müssen die Turnhallen wieder wie 2015 zu Notquartieren umgerüstet werden, um Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufzunehmen? Im Rheinkreis Neuss ist das bereits der Fall. Die Stadt Erkrath hat das Bürgerhaus Hochdahl zum Quartier für Geflüchtete umgebaut. Dort stehen Feldbetten, abgetrennt durch Paravents, nebeneinander; Veranstaltungen müssen kurzfristig verlegt werden.
Eine Sprecherin der Stadt Erkrath sagt: „Wir beabsichtigen nicht, jetzt oder in absehbarer Zeit Turnhallen zu nutzen, ausschließen können wir es jedoch nicht.“ Von der Stadt Mettmann gab es dazu am Mittwoch keine Auskunft.
Einhellig wird berichtet, dass die Hilfsbereitschaft bei Bürgern, Vereinen und Institutionen unverändert groß ist. Der Vorsitzende der Mettmanner Arbeiterwohlfahrt Hans Duncker nennt ein Beispiel aus seiner ehrenamtlichen Arbeit: „Ich brauchte einen Rollstuhl für einen jungen Menschen aus der Ukraine und wusste nicht, wo ich den so rasch hernehmen sollte.“ Eine Notiz in den sozialen Medien – schon war das Problem gelöst.
So wird auf vielen Ebenen schnell und unbürokratisch geholfen. Der Mettmanner Bauverein hat sich eingeschaltet. Erste Vertriebene seien zurzeit in einer Sammelunterkunft der Stadt Mettmann untergebracht, wo sie nach der strapaziösen Flucht erst einmal zur Ruhe kommen sollen. Danach sollen sie privat einquartiert werden, weiß der Bauverein. Über eine Sonderseite im Netz sammelt die Stadt die Hilfsangebote der Mettmanner Bürger. Vom Bauverein werden der Stadt zunächst vier möblierte Wohnungen zur Verfügung stellt. Sie waren kurzfristig durch Fluktuation frei geworden. „Grundsätzlich haben wir so gut wie keine freien Wohnungen, da unser Bestand voll vermietet ist. Wir hatten Glück, dass die vier Wohnungen so schnell zur Verfügung standen“, sagt der Vorstandssprecher des Mettmanner Bauvereins, Thomas Gundlach. Bei den vier Wohnungen soll es nicht bleiben. Vorstandssprecher Gundlach: „Wir prüfen weiterhin intensiv, ob wir noch mehr Unterkünfte für die Menschen aus der Ukraine kurzfristig bereitstellen können.“
Bauunternehmer aus Erkrath transportierte Hilfsgüter
In Erkrath berichten Ehrenamtler, dass ganz viel über Bürgernetzwerke laufe. Und auch die Gemeinschaft der hier bereits lebenden Menschen ist bereit, sich voll und ganz einzubringen. So wird von einem polnisch-stämmigen Bauunternehmer erzählt, der seit mehr als 20 Jahren in Hochdahl lebt. Er sei gerade aus der Ukraine zurückgekehrt, wo er gemeinsam mit seinem Sohn Hilfsgüter hingefahren und zwei Familien mit Kindern mit zurückgebracht hat. Es war ein privater Kontakt. Ein deutsch-ukrainisches Ehepaar hat dem Vernehmen nach fünf Frauen mit einem Baby bei sich aufgenommen. Die drei eigenen Kinder sind längst aus dem Haus.
Und so wird die Liste der Helfenden und der Geschichten immer länger. Die Kreisverwaltung möchte da nicht zurückstehen. Sobald die grundsätzlichen Fragen geklärt sind, müsse an die neu angekommenen Kinder gedacht werden. Schnell stelle sich die Frage nach einem Schulplatz. Ansprechpartner hierfür ist unter anderem das Kreisintegrationszentrum, das Fragen zum Thema Schule beantwortet und bei der Suche nach einer geeigneten Schule unterstützt.
Und an dieser Stelle kommt die Bürokratie ins Spiel. Denn Voraussetzung für ein neues Leben in Deutschland ist die Anmeldung in der Kommune.
Kinder von sechs bis neun Jahren müssen von den Sorgeberechtigten direkt an einer Grundschule in ihrer Stadt angemeldet werden. Kinder und Jugendliche von 10 bis 17 Jahren werden durch das Kreisintegrationszentrum beraten und erhalten eine Empfehlung, welche Schulform geeignet ist. Für notwendige Übersetzungen im Beratungsgespräch stehen sprachkundige Helfer bereit, heißt es diesbezüglich in einer Mitteilung des Kreises.
Die Vermittlung an eine geeignete Schule erfolge dann in Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht, dem Schulträger und der Schulleitung.
Eine eigenständige Anmeldung an einer Schule der Sekundarstufen I und II sei nicht möglich. Zum Beratungstermin mitzubringen seien unbedingt die Meldebestätigung, ein Identitätsnachweis und ein 3G-Nachweis sowie, wenn vorhanden, Schulzeugnisse und weitere Unterlagen zur Bildungsbiografie.
Beratungstermine vom Kreisintegrationszentrum können telefonisch oder per Mail vereinbart werden, das Kreisintegrationszentrum ist bemüht, zeitnah Termine anzubieten. Aufgrund der hohen Nachfrage ist jedoch aktuell mit einer Wartezeit von bis zu drei Wochen zu rechnen. 02104/992198 (Frau Dirk), 02104/99-2156 (Frau Seleman), seiteneinsteigerberatung@kreis-mettmann.de.