Einbruchsradar: Kreispolizei zögert

In anderen Städten können Bürger jede Woche online sehen, wo sich die Tatorte befinden. Der Kreis Mettmann reagiert bisher abwartend.

Kreis Mettmann. Am Polizeistand vor der Richrather Kirche St. Martin sind gestern vor allem Tipps gegen Einbrüche gefragt. Aus gutem Grund: „Deren Zahl ist im vergangenen Jahr im Kreis Mettmann stark gestiegen“, gab Landrat Thomas Hendele (CDU) schon vor der im März anstehenden Veröffentlichung der Kriminalitätsstatistik 2015 bekannt. Der Einsatz des Infomobils und vorbeugende Aktionen wie „Riegel vor“ oder „Wachsamer Nachbar“ haben diesen starken Anstieg nicht verhindert. Um wenigstens zu wissen, wo in ihrer Stadt zuletzt Wohnungen geplündert wurden, hoffen viele Bürger auf den sogenannten Einbruchsradar. Doch die Kreispolizei zaudert, dieses anderswo bereits erprobte Instrument einzuführen.

Foto: Matzerath

In Wuppertal, Remscheid, Solingen, Hamm, Hagen, Bochum und probeweise Leverkusen setzen Polizeibehörden auf den Einbruchsradar. Im Internet zeigen sie wöchentlich eine Karte mit den Tatorten der vergangenen sieben Tage. „So wissen die Bürger, wo gerade Banden oder Einzeltäter zugange sind“, sagte der Wuppertaler Polizeisprecher Stefan Weiand. Wenn es im eigenen Wohnviertel passiert, seien sie dann aufmerksamer als sonst, wenn sich dort verdächtige Fremde aufhalten. Indem sich nach einer Tat womöglich zusätzliche Zeugen melden, dient laut Weiand der Einbruchsradar „nicht nur der Vorbeugung, sondern er trägt auch zur Aufklärung bei“.

Trotz solcher positiven Effekte ist bei der Mettmanner Kreispolizei laut Sprecher Ulrich Löhe bislang nicht geplant, diesen Einbruchsradar für die Bürger der zehn Städte zu installieren. „Das bedarf entsprechender Software und es fehlen uns die Möglichkeiten. Wenn es sich anderswo bewährt und wir dann entsprechend ausgestattet werden, sollten wir dieses Instrument sicher auch anwenden.“

Nach den Worten seines Wuppertaler Kollegen Weiand hält sich der Mehraufwand jedoch in Grenzen. „Es wurde deswegen niemand extra eingestellt. Wir leisten uns den Einbruchsradar, weil uns dieses Instrument im Sinne der Transparenz gegenüber Bürgern sehr wichtig erscheint.“ Computertechnisch sei er mit der vorhandenen Software und wenigen Verknüpfungen machbar.

Das NRW-Innenministerium beobachtet nach den Worten des für Polizeiangelegenheiten zuständigen Sprechers Wolfgang Beus den Einsatz des Einbruchsradars „mit großem Interesse“. Das Instrument sei nicht von oben herab angeordnet worden, sondern die beteiligten, teils unterschiedlich strukturierten Polizeibehörden hätten es „jeweils für sich entwickelt. Die wollen das und können das.“ Parallel laufe seit wenigen Monaten in Köln und Duisburg ein vom Landeskriminalamt betreutes Pilotprojekt „Predictive Policing“ (siehe Infobox), bei dem aus Einbrüchen Strategien abgeleitet werden. Wenn die Mettmanner Kreispolizei nicht von sich aus den Einbruchsradar einführt, wird sie womöglich dazu verdonnert: Im Landtag hat die CDU jetzt einen Vorstoß angekündigt, ihn flächendeckend in NRW einzuführen.