Enge Unterkünfte bergen Konfliktpotenzial

Erfolgreiche Integration ist mangels Wohnraum und Betreuung zum Scheitern verurteilt.

Foto: Janicki

Mettmann. Der Mangel an preiswerten Wohnungen in Mettmann hat gravierende Auswirkungen auf die Sammelunterkünfte für Flüchtlinge. Nach der neuen Statistik leben 228 (!) Menschen in den städtischen Unterkünften. Das sind Menschen, die aufgrund ihres ausländerrechtlichen Aufenthaltsstatus sich eine eigene Wohnung suchen könnten, die aber weiterhin mangels qualifiziertem Angebots in den Unterkünften wohnen müssen.

„Dies wird sich weder kurz- noch mittelfristig aufgrund der fehlenden angemessenen Wohnungen in Mettmann ändern“, sagt Fachbereichsleiterin Ute Piegeler in einer Vorlage für den nächsten Sozialausschuss (5. Juni, 17 Uhr, Rathaus). Hinzu kommen noch 245 Asylantragsteller und Geduldete, die in den Sammelunterkünften leben müssen. Unterm Strich sind dies 473 Flüchtlinge und Migranten, die aktuell in städtischen Unterkünften leben. Damit verbunden ist die Enge, sind Konflikte aufgrund der unterschiedlichen Herkunft und Religion. Integration? Schwierig.

Die Menschen leben teilweise isoliert und haben keinen Kontakt zu deutschen Nachbarn. Teilweise schlechte Deutschkenntnisse und keine Arbeit — bei einigen auch keine Lust auf Arbeit — behindern eine Einordnung dieser Menschen in die deutsche Gesellschaft. Hinzu kommt, dass die Zahl der ehrenamtlichen Helfer rapide abnimmt und die Flüchtlinge der zweiten und besonders der dritten Generation (die 2017 und 2018 nach Deutschland gekommen sind) auf sich selbst gestellt sind. Sie werden quasi von den Behörden und Ämtern verwaltet, aber nicht mehr betreut. Kritiker und Insider sprechen heute schon von einer misslungenen Integration mit all ihren negativen Folgen.

Ute Piegeler, Stadt Mettmann

Die Zahl der Flüchtlinge, die nach Mettmann kommen, hat sich mehr als halbiert. Doch die Zuweisungsquote nach Wohnsitzregelung ist weiterhin nicht erfüllt, so dass die Stadt Mettmann für das Jahr 2017/18 eine Aufnahmeverpflichtung von 152 Menschen hat (Erfüllungsquote 55,29 Prozent; Stand vom 25. März 2018). Eine Wohnsitzauflage bedeutet, dass Flüchtlinge mit einer Aufenthaltserlaubnis, Aufenthaltsgestattung, einem Ankunftsnachweis oder einer Duldung verpflichtet sind, an einem bestimmten Ort (nach einem Verteilerschlüssel) zu wohnen.

Die Bezirksregierung in Arnsberg hat der Stadt Mettmann bereits mitgeteilt, dass in den nächsten Wochen 50 Menschen in die Kreisstadt kommen. Im Herbst werden 50 bis 70 weitere Personen folgen. Die in 2017 zugewiesenen anerkannten Flüchtlinge müssen für die nächsten drei Jahre im Stadtgebiet Mettmann ihren Wohnsitz nehmen (= Residenzpflicht). Sie haben die Möglichkeit, auf dem freien Wohnungsmarkt (in Mettmann) Wohnungen zu finden, deren laufende Kosten vom Jobcenter übernommen werden. Gleichwohl: Die Verfügbarkeit solcher Wohnungen in Mettmann ist vergleichsweise gering, sagt Piegeler.

Wie sieht es in den einzelnen Unterkünften aus? An der Seibelstraße und an der Kleberstraße gibt es noch freie Plätze. An der Talstraße werden teilweise die neuen Flüchtlinge untergebracht. An der Hasseler Straße ist die Unterkunft zur Hälfte belegt (46 Personen). Elf von 28 Privatwohnungen müssen bis 30. Juni freigezogen werden. Piegeler: „Die Situation in den Unterkünften ist nicht entspannt.“