Erkrath: Auszeichnung - Vier Freunde schauen in der Not nicht weg
Jugendliche stellten im Januar einen Handtaschenräuber.
Erkrath. Semir, Kaan, Mensur und Mohamed genießen den Moment. "Es ist ein tolles Gefühl, jetzt hier zu sitzen", sagt Mensur. Die vier Freunde sind Helden für mehr als einen Tag. Seit Mittwoch jedoch wissen sie es offiziell. Da hat ihnen der Bürgermeister Geschenke gemacht, hat sie "für besonderen persönlichen Einsatz gelobt". Da fällt es auch den drei 13-Jährigen und dem 14-jährigen Mohamed schwer, die altersbedingte Lässigkeit konsequent durchzuziehen.
"Klar haben wir darüber nachgedacht, ob der Typ ein Messer dabei hat", sagt Kaan. Echte Männer schockt das aber nicht. "Das war egal", so Mensur. "Der Typ", das ist ein 23-jähriger Handtaschenräuber aus Ratingen, der am 31. Januar einer 83 Jahre alten Frau am Bürgerhaus die Handtasche aus dem Auto gestohlen hatte. "Wir waren in der Bücherei", erzählt Mohamed. "Erst kam uns der Junge entgegen, dann die Oma, die ,Hilfe, meine Handtasche ist weg’ rief."
Dem Quartett gelang es, dem Räuber den Weg abzuschneiden und ihn in den Eingangsbereich des Fitness-Studios zu drängen. Da hielten sie den Drogensüchtigen bis zum Eintreffen der Polizei fest.
"Das war für uns ganz selbstverständlich", so Mensur. "Das hätte ja auch unsere Oma sein können. Wir würden es immer wieder so machen." Dass sie an diesem Tag zu spät zum Fußballtraining bei SC Rhenania kamen und vom Trainer zunächst gerügt wurden, war unbedeutend. "Wichtig war, dass wir der Oma helfen konnten."
Seine Tat bewertet das Quartett als Beleg dafür, "dass Hauptschüler nicht automatisch kriminell sind", sagt Kaan. "Auch wenn wir Ausländer sind." Er besucht die Realschule, Mensur und Mohamed die Carl-Fuhlrott-Schule, Semir eine Hauptschule in Hilden.
"Man hört zu oft, dass Leute dabei stehen und nichts machen", sagte Jugendreferent Werner Meier. Neben solchem Lob nahmen die Schüler auch jeweils eine Taschenlampe als Geschenk mit - "damit Ihr Räuber auch im Dunklen verfolgen könnt", so der Bürgermeister.