Erkrath: CDU-Magier ist Vorbild für die SPD
Erkrath. Der erste Gedanke: Da haben sich die Genossen aber was einfallen lassen. Menschen in roten Warnwesten quälen Trillerpfeifen und Trommelfelle, der Schein von Fackeln erleuchtet den Abend vor dem Eingangsbereich des Bürgerhauses wie den Tempel des Solomon in Verdis Nabucco.
Respekt, beim politischen Kehraus der Partei der Hoffnung am Aschermittwoch scheint der ganz große Besen geschwungen zu werden. Und der Selbstironie scheinen die Sozialdemokraten auch fähig zu sein: "Peer, ich will mein Geld zurück", ist auf einem Plakat zu lesen, das ein Westen-Träger hoch hält.
Peer heißt mit Nachnamen Steinbrück, ist Bundesfinanzminister, Bundestagskandidat für Erkrath und als Stargast des Abends angekündigt. Er wird nicht kommen, hat sich eine fiebrige Erkältung eingefangen - heißt es.
Dass die Hundertschaft vor der Bürgerhaustür daran nicht glaubt, hängt mit ihren finanziellen Transaktionen zusammen: Sie sind gar keine SPD-Einpeitscher, sondern echte Demonstranten. Sie haben ihr Geld bei der Kaupthing Bank in Island angelegt. Seit das Geldinstitut im Oktober 2008 unter staatliche Zwangsverwaltung gestellt wurde, sind die Konten gesperrt. Rund 30000 deutsche Sparer können sich seitdem an 330 Millionen Euro Einlagen nur gefühlt erfreuen. Und Peer, der Steinbrück, soll sein Versprechen einlösen, dass die Sparer ihr Geld zurückerhalten.
Um ihn daran zu erinnern, sind sie aus ganz Deutschland nach Hochdahl gekommen. Nur der Minister fehlt - wg. akuter Erkältung. So muss SPD-Bürgermeisterkandidat Detlef Ehlert alleine fegen. Er stubst in seiner Rede manch Staubfluse mit weichem Wischmopp zart an, erfindet das "magische Dreieck" als Vernetzung von Bürgerschaft, Verwaltung und Wirtschaft und erklärt den 200 Gästen die Abkürzung "Agabu": "Alles ganz anders bei uns". Wahlkampf ist wie Sport: Leistungssteigerungen sind möglich. Stehende Ovationen bleiben aus.
Beifall erhält Ehlert jedoch für seine Ankündigung, er stehe für Schuldenfreiheit. Langenfeld sei bereits in diesem "gelobten Land" angekommen. Dessen Bürgermeister, Magnus "Magier" Stähler, "ist CDU-Mitglied und dennoch - glauben Sie es oder nicht - da ist er mein Vorbild". Stähler kandidiert übrigens nicht mehr als Bürgermeister.