Erkrath: Jörg Ubens - Kreativ denken, Benzin reden

Der Inhaber vom Café Schräglage ist Werber, Wirt und Motorradverrückter in Personalunion.

Erkrath. Tagsüber in die Werbeagentur, dann kurz hinter den Tresen und abends noch die Buchhaltung. Wie schafft man so was, Herr Hubens? Für den Wirt des Cafés Schräglage ist das seit sechs Jahren Alltag.

Während andere nach Feierabend gemütlich die Beine auf die Couch legen, geht Jörg Hubens schnell noch mit dem Hund vor die Tür und schaut zwischen Agentur, Kneipe und Büroarbeit abends auch noch danach, was die Kinder Dennis (19) und Shirin (12) so treiben.

Gängelei ist nicht sein Ding. War es auch noch nie, wenn man ihm zuhört, während er sein Leben in ein paar Sätze packt. Kreativ war Hubens demnach schon immer. Und auch einer, dem so manches zugefallen ist. Nach ein paar Wochen in der Werbeagentur war er damals, kurz nach dem Abitur, direkt drin im Geschäft. Ohne Ausbildung, einfach so, als Quereinsteiger.

Und er war gut in seinem Job. Erkrath, London, Paris - ein Leben auf der Überholspur. Bis ihn der Alltag wieder einholte. Nachwuchs kündigte sich an, und Ehefrau Barbara wollte den künftigen Papa häufiger um sich haben als ein paar Stunden pro Woche.

Also machte sich Hubens selbständig, um beruflich kürzer treten zu können und mehr Zeit für Frau und Kind zu haben. Falsch geplant. "Dann ging es nämlich erst richtig los", erinnert er sich heute. Von mehr Zeit konnte keine Rede sein. Von einem Versiegen der kreativen Ader allerdings auch nicht.

Irgendwann kam ihm jedenfalls die Idee, eine Franchise-Kette mit Bikerkneipen anzukurbeln. Das Café Schräglage sollte das Pilotprojekt sein. Jörg Hubens setzte sich an die Mettmanner Straße und zählte die Motorräder. Es waren genug, um den Schritt zu wagen.

Als dann auch noch die ehemalige "Grüne Aue" leer stand, überlegte Hubens nicht lange. "Eigentlich sollte mein damaliger Lehrling die Kneipe aufziehen. Aber den haben nach drei Wochen die Feldjäger abgeholt, und dann hat mich der sportliche Ehrgeiz gepackt", blickt er auf die Anfänge der Bikerkneipe vor sechs Jahren zurück.

Mittlerweile läuft der Laden, zum letzten Saisonstart belagerten mehrere tausend Motorradfans das Neandertal. Aber das Café Schräglage ist ein Familienbetrieb geworden. "Anders geht das auch nicht", sagt der Wirt. Er fachsimpelt mit Bikern über seine Harley, unterhält sich mit Anzugträgern übers Wetter und plaudert mit Stammgästen über den Alltag. Ein Typ, der es mit allen gut kann.

Und der eine Frau hat, die ihm den Rücken freihält und seine Wege mitgeht. Manchmal denken Jörg und Barbara Hubens allerdings darüber nach, ob sie die Kneipe nicht aufgeben sollen. Das sind die Momente, in denen sich der Gedanke aufdrängt, dass eigentlich zu wenig Zeit fürs Familienleben bleibt.

Dass man vieles machen könnte, wenn man nicht in der Agentur, am Schreibtisch und auch noch in der Kneipe sein müsste. "Vielleicht, wenn mal einer kommt, dem ich dass hier wirklich zutraue. Es würde wehtun, wenn ich den Laden abgeben würde und er ein paar Monate später zu wäre", schließt Hubens dieses Kapitel - vorerst.

Für ihn ist es "unstete Neugier", die ihn antreibt und ihm hilft, nicht einzurosten. Für seine Frau ist es "ein Leben voller Überraschungen", mit allem was dazugehört.