Erkrath: Laufsteg haariger Eitelkeiten
In der Stadthalle wurden am Wochenende die Schönsten der Schönen gekürt.
Erkrath. In der Welt der Misswahlen und Schönheitswettbewerbe wäre das, was sich auf der Bühne der Stadthalle abspielt, unvorstellbar. Statt einer artigen Verbeugung und einem Lächeln für die Kameras dankt der Drittplatzierte des Schönheitswettbewerbs am Sonntag dem Preisrichter mit einem Krallenhieb und lautem Fauchen - Rassekatzen haben ihren Stolz.
In langen Käfigreihen stellen sich die edlen Stubentiger dem prüfenden Blick von Preisrichtern und Besuchern. Sie sind aus ganz Deutschland und dem Ausland angereist. In den Käfigen tummeln sich große Maine Coon Katzen neben flachgesichtigen Persern, die Thai- blicken auf schottische Faltohrkatzen. So ausgefallen wie die Rassen sind auch die Namen der Tiere. Sie heißen "Mambo Coon Geronimo Davu" oder auch "Murphy’s Lucy Luchs", um nur zwei Beispiele zu nennen.
In den Käfigen wechseln sich entspannte Ruhe und Nervosität ab. Viele Katzen verschlafen entspannt den Trubel um sich herum, doch es sind auch Exemplare dabei, denen die vielen Menschen und vor allem die anderen Katzen sichtlich auf die Nerven gehen.
"Das ist besonders auf der Bühne Stress für die Tiere", sagt Maritha Schunkert vom Verein Deutsche Edelkatze. Auf einem Gang durch die Käfigreihen mit ihr und bei Gesprächen mit Züchtern wird klar, dass Katzenzucht eine komplizierte Sache ist.
Viel muss bei der Zucht beachtet werden, damit der Katzennachwuchs nicht nur schön wird, sondern auch gesund bleibt. Werden Katzen mit den falschen Merkmalen gekreuzt, besteht die Gefahr, dass deren Nachkommen taub sind oder gar sterben.
Maritha Schunkert züchtet Katzen der Rasse Britisch Kurzhaar, eine klassische Katzenrasse. Doch auch Rassen, die mit der gemeinen Hauskatze wenig zu tun haben, wie plattnasige Perserkatzen oder auch haarlose Sphinxkatzen konnten am Wochenende in der Stadthalle betrachtet werden. Diese besonders extremen Varianten kommen häufig von Züchtern aus Russland.
Heidrun Thurow liebt es eher klassisch. Sie züchtet Thaikatzen mit halblangen Haaren. "Natürlich sind die nicht begeistert", sagt sie mit Blick auf ihre weißen Lieblinge im Käfig. "Aber heute Abend können sie sich dafür so richtig austoben."
Rund 600 Euro muss man für ein Kätzchen, in der Fachsprache Kitten, bei ihr bezahlen. "Reich wird man damit nicht", sagt sie. Die Gebühr sei gerade kostendeckend. 1972 bekam sie ihre erste Siamkatze, einige Jahre später begann sie die Zucht. "Man muss sich gut mit Genetik auskennen."
Im Käfig von Andrea Säum-Wiese liegt ein Sieger. "Beste Hauskatze" steht auf dem Pokal von Amadeus. Der knapp einjährige Kater ist eine richtige Rarität an diesem Tag - die einzige Hauskatze der Ausstellung.
"Es ist seine erste Ausstellung", sagt die Besitzerin. Entsprechend nervös ist Amadeus, in dem Anteile eines Bengalkaters stecken. Auf dem Weg zum Preisgericht murrt er lauthals. Reinrassige Exemplare seiner Art bringen unter Züchtern bis zu 3.000 Euro ein.
"Sofaleos Salvador Dali" ist so ein reinrassiger Bengalkater. Er gehört der Essener Züchterin Tanja Krause und hat sich in Erkrath den Titel der Top-Katze 2008 gesichert.
Als Preis gibt es einen Flug nach Teneriffa zur Weltausstellung. Doch dem goldbraunen Stubentiger mit den schwarzen Flecken wird die Strapaze des Fluges erspart bleiben. "Das will ich ihm nicht zumuten", sagt Besitzerin Krause. "Meine Katze muss nicht fliegen."