Evangelische Kirche bekommt ein neues Dach
Spezielle Schiefersteine werden Stück für Stück von einem Dachdecker passend behauen.
Mettmann. Die Evangelische Kirche Freiheitstraße ist derzeit voll eingerüstet. Der Grund: Sie erhält ein neues Dach, oder besser: Sie wird neu gedeckt. Und zwar mit Moselschiefer. Dieser Schiefer ist eine Herkunfts- und Handelsbezeichnung für einen bestimmten Naturstein. Der Schiefer kommt jedoch nicht direkt von der Mosel, sondern wurde lediglich auf ihr transportiert — so erhielt der Moselschiefer Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Namen. Abgebaut wird er heute nur noch in zwei Mayener Bergwerken in der Eifel westlich von Koblenz. Ungefähr 15 Kilometer Luftlinie trennen den Untertagebau — mit bis zu 360 Meter tiefen Stollen — von seinem ursprünglichen Transportweg der Mosel, die den deutschen Naturstein in den vergangenen Jahrhunderten bis zur Nordsee und darüber bis nach England brachte.
Wie Bernd Rainer Gebauer, der zuständige Architekt der Kirchensanierung, aus Mettmann auf Anfrage mittelt, kommt der Moselschiefer, mit dem die Kirche gedeckt wird, aus einem Tiefenabbau. „Dieser Schiefer ist besonders fest und hart, ist farblich tiefblau bis schwarz und verwittert nicht schnell.“ Gebauer schätzt, dass das alte Schieferdach rund 80 Jahre auf dem Buckel hat. Das neue Dach werde vermutlich 100 Jahre halten.
Eine Dachdeckerfirma aus dem Sauerland hat den Auftrag bekommen. Das Schiefern an sich ist schon eine besondere Herausforderung, sagt Gebauer. Das Kirchendach wird nach der Wilden Deckung geschiefert. Sie ist eine der außergewöhnlichsten Deckarten. Die Schiefersteine werden unbehauen an die Baustelle geliefert und der Dachdecker richtet sie dann individuell für das entsprechende Dach zu. Grundlegende Eigenschaften der Wilden Deckung werden dazu von der Altdeutschen Schieferdeckung angewendet. Allein das Behauen der Steine und das Annageln erfordern sehr große Erfahrung. Wenn zu fest genagelt wird, bricht der Schiefer, wenn zu schwach genagelt wird, fällt er nach fünf Jahren vom Dach. Besonders schwierig wird das Schiefern der sogenannten Zwiebel werden, meint Gebauer. Eigentlich müssten die Dachdecker keinen Lohn, sondern eine Gage bekommen. Rund 630 000 Euro kostet die Dachsanierung. Sie wird vermutlich über drei Monate dauern.