Feuerwehrleute kämpfen gegen Gewalt
Das Problem nimmt zu: Experten beraten bei einer Tagung über Konzepte und Maßnahmen.
Ratingen. Längst sind es keine Einzelfälle mehr. Die Gewalt gegen Feuerwehrleute im Einsatz nimmt deutlich zu und zwingt zum Handeln: Deshalb gibt es am kommenden Dienstag, 22. November, in der Stadthalle eine große Fachtagung, zu der die Komba-Gewerkschaft NRW mit Sitz in Köln eingeladen hat. Was intern besprochen werden soll, hat hohe gesellschaftliche Bedeutung. Eckhard Schwill, Justiziar der Komba-Gewerkschaft, betont denn auch in einem Positionspapier: „Wir fordern die Arbeitgeber und Dienstherren auf, jeden Angriff gegen Beschäftigte und Beamte im Feuerwehr- und Rettungsdienst strafrechtlich verfolgen zu lassen.“
Mittlerweile gibt es eine Arbeitsgruppe, die sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Zu diesem Gremium gehören Vertreter des Innenministeriums, der kommunalen Spitzenverbände, der Unfallkasse NRW und des Verbandes der Feuerwehren NRW. Anfang des kommenden Jahres werden erste Ergebnisse aus einem Forschungsvorhaben vorgestellt. Rund 4000 Einsatzkräfte sind befragt worden, darunter auch viele ehrenamtliche Helfer. Man will das Gewaltphänomen wissenschaftlich bewerten.
Thomas Tremmel, der stellvertretende Chef der Ratinger Berufsfeuerwehr, wird auf der Tagung sprechen. Übergriffe auf Rettungspersonal gebe es immer wieder, „auch bei uns hier“. In der Regel seien Alkohol oder Drogen der Auslöser für Gewalt-Situationen. „Wir in Ratingen hatten kürzlich einen Einsatz mit einer hilflosen Person im Bus“, berichtet Tremmel, „während des Einsatzes ist die alkoholisierte Person aufgewacht, aggressiv geworden und hat den Kollegen vom Rettungsdienst geschlagen.“ Dabei sei der Helfer verletzt worden.
Tremmel hatte selbst ein einschneidendes Erlebnis: „Es war bei einem Wohnungsbrand auf der Heinrich-Hertz-Straße. Ich war als Einsatzführungsdienst B zuerst dort und traf auf zwei junge Männer. Der erste Satz, den ich zu hören bekam, war in etwa ,Da sind noch Kinder drin, du Arschloch, hol’ die da raus’“. Das habe allerdings nicht gestimmt.
Die Männer hätten im weiteren Verlauf Kollegen beschimpft und angegriffen. Die Polizei musste einschreiten. Die Stadt hat, wie von der Komba auch gefordert, Strafantrag gestellt.
Tremmel sieht vor allem Gefahren bei den Rettungsdiensteinsätzen, „weil man dort viel stärker in den persönlichen Schutzbereich des Betroffenen eindringt, als es bei einem Feuerwehreinsatz der Fall ist“.
Die Gewerkschaft fordert in ihrem Positionspapier, dass Einsatzkräfte bei Übergriffen einen verschlüsselten Notruf über Funk oder Handy absetzen, der eine schnelle Alarmierung weiterer Kollegen von Feuerwehr und Polizei ermöglicht. Den Einsatz von Schlagstöcken und Pfefferspray lehnt man ab. Und so sieht es auch Tremmel. „Wenn wir uns so ausrüsten, lösen wir nicht das Problem an sich“, betont er, „rüsten wir die Leute dafür aus, kapitulieren wir ja nur vor dem Problem und bereiten unsere Leute nicht darauf vor.“