Katholikenrat diskutiert über Ehe und Partnerschaft
Zum Ende des Kalenderjahres werden die einzelnen Dekanate aufgelöst. Ein Kreisverbund übernimmt die Aufgaben.
Kreis Mettmann. Beim gut besuchten Jahresempfang des Katholikenrates im Kreisdekanat Mettmann in der Brügger Mühle (Erkrath) freute sich Vorsitzender Raimund Lukannek, neben dem Kreisdechanten Daniel Schilling besonders, die Referentin Christiane Florin begrüßen zu Dürfen. Er ging auf die Vita der Politikwissenschaftlerin und Journalistin ein, die viele Jahre für die Wochenzeitung „Rheinischer Merkur“ gearbeitet hat und als Lehrbeauftragte der Universität Bonn tätig sei. Seit Januar 2016 gehört sie der Redaktion Religion und Gesellschaft des Deutschlandfunks an.
Was die Referentin, die zum Thema „Wir sind so frei — Papst Franziskus, die Familiensynode und die Folgen“ sprach, dann in einem fesselnden Vortrag vermittelte, war nicht immer leicht zu verdauende Kost. Sie war als Medienvertreterin vor einem Jahr selbst bei der Familiensynode in Rom anwesend und berichtete daher aus der Nähe. Sie ging insbesondere auf eines der Hauptthemen der Versammlung mit rund 270 Bischöfen, Erzbischöfen und Kardinälen sowie rund 90 Berater ein — die Frage, ob wiederverheiratete Geschiedene in Einzelfällen zu den Sakramenten zugelassen werden können. Dabei verwies sie darauf, dass Papst Franziskus im Herbst 2013 eine Umfrage zu den Themen Ehe, Partnerschaft und Sexualität gestartet hat. Sie kritisierte zwar mit den Worten „was dem Staat das Steuerrecht ist der Kirche das Eherecht“ die hohe Regelungsdichte und das damit verbundene Papieraufkommen, stellte aber das Positive heraus: „Ein Papst interessiert sich für die Wirklichkeit.“
Christiane Florin, Referentin
Franziskus habe zur offenen Debatte ermuntert, auf einem Terrain, das mit Lehrverboten eingezäunt war. Für viele Bischöfe sei es eine neue Erfahrung gewesen, dass sie plötzlich frei denken und debattieren sollten. Die Referentin spitzte zu, als sie bemerkte, dass Jesus nie gesagt habe „Selig sind die Verheirateten“, de facto habe sich die katholische Kirche aber zur Denkmalschutzbehörde für die Ehe entwickelt. Am ordnungsgemäßen Zustand der Ehe entscheide sich das Katholischsein, eine gute Ehe sei eine Leistungsschau des Glaubens. Umgekehrt würden die katholischen Würdenträger gern den Verfallsgrad einer Gesellschaft an der Zahl der gescheiterten Ehen messen.
Der Vortrag, der sich intensiv mit dem päpstlichen Schreiben „Amoris laetitia — Über die Liebe in der Familie“ befasste, wurde auch dadurch sehr lebendig, dass Christiane Florin Bezug zu ihrem eigenen familiären Umfeld nahm. Da sei ihre Tante, die sich immer ungefragt mit dem Satz vorstellte, sie sei unschuldig geschieden. Da war ihre Oma, Mutter von sieben Kindern, die immer noch der Jungfrauenkongregation angehörte. Da sei der Mann der Cousine ihres Vaters, der schwul war, aber Ehemann und Vater.
Sie verwies darauf, dass die Zahl der Ehe-Annullierungsanträge steige, seit Papst Franziskus den Weg suche, das Verfahren zur Annullierung zu erleichtern. „Ich habe den Eindruck, dass die Gläubigen, denen Franziskus ja immer einen Glaubenssinn nachsagt, den Papst besser verstehen als mancher Kirchenrechtler.“
Kreisdechant Daniel Schilling verwies beim Empfang, der vom Pfarrorchester St. Chrysanthus und Daria aus Haan umrahmt wurde, darauf, dass zum Ende des Kalenderjahres die Dekanate im Kreis Mettmann aufgelöst werden und das Kreisdekanat zentral zuständig sei.