Gruiten/ Sparkassen-Überfall: Ein Verdacht, aber keine Beweise
Vor dem Landgericht beginnt ein Prozess um einen Bankraub mit Parallelen zu Gruiten.
Gruiten. Es ist der 12. Mai im vergangenen Jahr, eine halbe Stunde vor Geschäftsschluss der Filiale der Stadt-Sparkasse Haan an der Bahnstraße in Gruiten. Ein älterer Mann betritt an diesem Dienstagnachmittag um 16.36 Uhr den Kassenraum. Er ist nicht maskiert, trägt aber eine dunkle Sonnenbrille und eine blaue Freizeitmütze.
Die drei Angestellten des Geldinstituts bedroht der Mann mit einer schwarzen Pistole. Er fordert Geld und flüchtet - wahrscheinlich mit einem Fahrrad - in Richtung Gruitener Bahnhof. Verletzt wird bei dem Überfall niemand. Die Summe, mit der der Mann entkommt, liegt im fünfstelligen Bereich.
Obwohl der Mann während des Überfalls von einer Überwachungskamera in der Sparkassen-Filiale gefilmt wurde, und die Aufnahmen veröffentlicht werden, ist er bis heute nicht gefasst worden. "Wir haben keine Spur", sagt Polizeisprecher Frank Sobotta. Das bedeutet aber nicht, dass die Ermittler den Fall zu den Akten gelegt haben.
Im Gegenteil: Sie sind nach wie vor auf der Suche nach dem dreisten Bankräuber, vergleichen ähnliche Fälle mit der Tat in Gruiten. "Wir haben hier einen internen Ermittlungsdienst, da kommen wir schnell aufeinander, können Taten vergleichen", sagt Sobotta.
Anlass gab dazu auch ein Fall, der in der kommenden Woche vor dem Landgericht Düsseldorf verhandelt wird. Dort muss sich ein 67 Jahre alter Mann aus Krefeld verantworten, der Anfang Juli unmaskiert eine Filiale der Volksbank in Meerbusch überfallen haben soll.
Laut Anklage soll der Mann die Angestellten der Bank mit einem geladenen Gasrevolver bedroht haben. Er soll 22.140 Euro erbeutet haben und anschließend mit dem Fahrrad geflüchtet sein - eine auffällige Parallele zu dem Gruitener Überfall, die auch den Kripobeamten aus dem Kreis Mettmann aufgefallen war.
Schließlich ist dort der ebenfalls nicht mehr ganz junge Räuber auch mit dem Fahrrad geflüchtet. Er konnte allerdings in Meerbusch während der Flucht festgenommen werden. "Das war ein Hoffungsschimmer für uns", sagt Sobotta. "Der Mann wurde von uns überprüft. Aber zurzeit gibt es keinen Hinweis darauf, dass er auch die Sparkasse in Gruiten überfallen hat."
Diese Einschätzung bestätigt auch die Staatsanwaltschaft in Düsseldorf. "Das war eine Einzeltat. Nach den derzeitigen Ermittlungen gibt es keinen Bezug zu dem Gruitener Fall." Der Mann habe ein Geständnis abgelegt und zugegeben, dass er seit 2002 bis zu 100.000 Euro Schulden angehäuft hat, von denen seine Frau nichts gewusst habe.
Weil er laut Geständnis Anfang Juli ein Auto bezahlen musste, dass er sich bestellt hatte, habe er keinen anderen Ausweg gewusst, als die Bank zu überfallen.