Streit in Haan: Es gibt kein Durchkommen
Die Besitzer des Schaafenkottens fühlen sich durch den Zaun vor der Brucher Mühle in ihrer Freiheit beschnitten.
Haan. Der Postbote kann die beiden Familien nicht mehr erreichen, die im Schaafenkotten im Ittertal leben. Ihren Müll müssen die Bewohner jetzt quer durch den Wald tragen, und spontane Besucher stehen hilflos vor dem zugesperrten Tor an der Brucher Mühle.
"Wir sind zurzeit eher die Gefangenen im Schaafenkotten" unterzeichnete die Familie Wettschereck, der der Schaafenkotten gehört, einen Brief, den sie an ihre Nachbarschaft in Haan verteilt hat. Mit der Bitte, deutlich zu machen, dass es ein öffentliches Interesse an dem Weg gibt, der an der Brucher Mühle vorbei durchs Ittertal führt.
Wie die WZ mehrfach berichtet hat, ist der seit Mitte Juli gesperrt. Die Inhaber des ehemaligen Ausflugslokals Brucher Mühle haben einen Holzzaun inklusive Tor errichtet, nachdem sie fünf Jahre lang mit der Stadt über die Nutzung des Weges gestritten hatten. Familie Legner beschwerte sich immer wieder über Reiter, frei laufende Hunde, rücksichtslose Fahrradfahrer und neugierige Spaziergänger.
"Seit Juli stehen wir immer noch fassungslos vor der Absperrung Brucher Mühle", sagt hingegen Ilona Pöllmann, die mit ihrer Nordic-Walking-Gruppe an dieser Stelle früher eine Runde drehte. "Dieser Weg entstand im 16.Jahrhundert und wurde immer öffentlich genutzt."
Da müsse etwas geschehen. "Es ist unfassbar, dass ein Jahrhunderte langes Wegerecht nun keine Gültigkeit mehr haben soll. Zumal die Inhaber des Schaafenkottens beim Kauf von der Stadt Haan ein Wegerecht zugestanden bekommen hatten", sagt Ilona Pöllmann.
Während Gero Legner sich von der Stadt Haan im Stich gelassen fühlt, teilte Ordnungsamtsleiter Michael Rennert mit, dass die Stadt immer wieder um Einigung bemüht gewesen sei. Der Streit gärte dennoch so lange, bis die Familie Legner vergangenes Jahr vor Gericht zog, um zu klären, ob der Weg, der durch ihr Grundstück führt, öffentlich ist. Das Verwaltungsgericht in Düsseldorf stellte schließlich fest, dass es sich bei dem Weg zum Schaafenkotten um keinen öffentlichen Weg handelt.
Alexander Wettschereck vom Schaafenkotten hält dagegen: "Der Richter hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass damit ein Betretungsrecht nicht beeinträchtigt ist und keine Entscheidung darüber ergangen ist, ob die Kläger den Fahrzeugverkehr zu benachbarten Höfen dulden müssen, sei es aus Gründen des öffentlichen Baurechts oder des privaten (Not-)Wegerechts." Und so bleibe ihm am Ende nichts anderes übrig, als ebenfalls einen Anwalt einzuschalten.
Denn Familie Wettschereck darf sich zwar seit Freitag mit ihren Nachbarn einen Schlüssel für das Holztor an der Brucher Mühle teilen, hat aber auch noch Post vom Anwalt der Legners erhalten. "Der Nutzungsvereinbarung, die wir von ihm zugestellt bekommen haben, werden wir nicht beitreten", so Wettschereck. Er werde darin aufgefordert, sich mit 3000 Euro an den Kosten für die hölzerne Barriere zu beteiligen.
Auch für die Fernbedienungen zur Öffnung des Tores, die den Bewohnern des Schaafenkottens, zur Verfügung gestellt werden sollen, soll monatlich bezahlt werden. Die Müllabfuhr fährt die Brucher Mühle gar nicht mehr an, da die Fahrzeuge nicht wenden können.