Gruiten: Was plätschert denn da?

Lokalgeschichte: In Gruiten scheiden sich die Geister am richtigen Namen für ein 4,838 Kilometer langes Gewässer.

Gruiten. Wie heißt es denn nun, das 4,838 Kilometer lange Gewässer, das östlich von Gut Bolthausen in Vohwinkel entspringt und in Gruiten in die Düssel fließt? Der Bürger- und Verkehrsverein ließ vor einiger Zeit ein Namensschild in Höhe der katholischen Kirche im Dorf anbringen, das den Bachlauf als "Kleine Düssel" ausweist. Das konterte ein alteingesessener Anwohner mit einem Schild "Mühlbach".

Viele alteingesessene Gruitener seien sich auch heute noch völlig einig darüber, dass dieser Bach, der von der einzigen historischen Mühle aus ins Dorf fließt, von ihnen immer Mühlen- oder Mühlbach genannt wurde. "Und jede andere Bezeichnung kann ihrer Meinung nach nur von Nicht-Gruitenern erfunden worden sein", sagt Lothar Weller.

Der Hobby-Historiker und Leiter des Archivs Breidbach (siehe Kasten) wollte es genau wissen und hat sich auf die Suche nach der richtigen Bezeichnung für diesen linken Zufluss der Düssel gemacht. Seine Recherchen reichen zurück bis ins Jahr 1683/84. "Schließlich müssen ja schon die ganz alten Gruitener und Obgruitener die große und kleine Düssel auseinander gehalten haben", sagt Weller.

Klarheit könnte ein Blick in ein Solinger Hebebuch, eine Art Register, aus dieser Zeit bringen. Dort werden die Mühle auf dem Düsselbach in der Honschaft Obgruiten im Besitz von Adolf zur Mühlen und die Mühle von Adolf an der Düssel aufgeführt. "Hier wird also zwischen Düsselbach und Düssel unterschieden", schlussfolgert Weller. Er schließt zudem aus, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt.

"Lagebezeichnung und Namen der Hofbesitzer lassen keinen Zweifel daran, dass der eine Hof an der Kleinen Düssel und der andere an der Düssel liegt", sagt Weller. "Düsselbach klingt im Verhältnis zu Düssel wie eine frühe Form von Kleine Düssel." Doch damit sei der Streit nicht entschieden, weil es laut Weller auch alte Dokumente gibt, in denen die große Düssel ebenfalls als Düsselbach bezeichnet wird.

Unterstützung für die Mühlenbach-Anhänger gibt es aus der Zeit um 1830: Katasterkarten der Bürgermeisterei Haan weisen das Flüsschen mit diesem Namen aus. 100 Jahre später ist es allerdings die Kleine Düssel, die amtlich ist, belegt Weller anhand von Unterlagen aus dem Jahr 1928 (ein Wasserbuch der Wasserbehörde Düsseldorf).

Aber das ist noch nicht alles: 1934 wird in einem Antrag auf Verleihung eines Staurechts in Gruiten von 1934 der Unterlauf der Kleinen Düssel überraschenderweise als Gruitener Bach bezeichnet. "Aber schon 14 Jahre später - 1948 - verwendet dieselbe Stelle in Grundstückskarten für denselben Abschnitt wieder die Bezeichnung Mühlenbach", sagt Weller. "Aber dann verliert sich die Mühlenbach-Spur. Es ist nur noch von der Kleinen Düssel die Rede." Bis 1982 der Mühlenbach wieder auf Karten zum Historischen Lehrpfad auftaucht. In der einen heißt der Bach darin Kleine Düssel, in der anderen Mühlenbach.

Weller: "Schade ist, dass sich der 1934 so überraschend aufgetauchte Name Gruitener Bach nicht durchgesetzt hat, denn er hat wohl den ältesten geschichtlichen Hintergrund. Schließlich soll der Bach schon vor 1000 Jahren Grutina geheißen und dem an seinem Zusammenfluss mit der Tussela (Düssel) entstandenen Dorf den Namen Grutinon eingebracht haben."