Günstiger Wohnraum ist Mangelware

Im Portemonnaie herrscht Ebbe, die Mieten sind hoch — immer mehr Bürger suchen geförderten Wohnraum. Doch das Angebot ist knapp.

Foto: Achim Blazy

Mettmann. Die Zahl der Mettmanner, die eine Sozialwohnung suchen, wächst. Das geht aus einem Bericht der Verwaltung hervor. Aktuell sind 196 (2013 waren es 158) Haushalte wohnungssuchend gemeldet. Im Jahr 2016 wurden 187 Anträge auf Ausstellung eines Wohnberechtigungsschein gestellt. 2017 wurden 205 solcher Scheine beantragt. Darunter sind vor allem viele Alleinerziehende und ältere Menschen über 60 Jahre, sagt Marko Sucic vom Sozialamt.

Marko Sucic, Sozialamt

Häuser mit hohem Anteil an öffentlich gefördertem Wohnraum gibt es in der Eidamshauser Straße, in der Champagne, an der Haydnstraße, Am Laubacher Feld, Klutenscheuer und am Quantenberg. Doch sechs Wohneinheiten an der Leyer Straße, zwei an der Adlerstraße, und 25 an der Schumannstraße (Caritas Altenstift) fallen bis 2023 aus der öffentlich geförderten Bindung heraus. Weitere folgen.

„Die Anzahl öffentlich geförderter Wohnungen wird in Mettmann sinken, da mangels finanzieller Attraktivität nicht in entsprechendem Maße Sozialer Wohnungsbau neu eingerichtet wird“, sagte Sucic bereits vor fünf Jahren. Der aktuelle Trend bestätigt ihn. In der Wohnungswirtschaft besteht Konsens, dass sich der Soziale Wohnungsbau schon lange nicht mehr rechnet. Die Stadt könne wenig Einfluss auf den Wohnungsmarkt nehmen, meinte Sucic damals.

Erschwerend kommt hinzu: Mettmann gelte durch seine Nähe zu Düsseldorf als lukrativer Standort. „Diejenigen, die Wohnungseigentümer sind und am Markt als Vermieter auftreten, sind an einer langfristig hohen Wohnungsnachfrage interessiert, damit sie sichere Einnahmen erzielen und ihren Bestand dauerhaft bewirtschaften können.“

Wegen des gesellschaftlichen und demografischen Wandels verkleinern sich die Haushalte. Die Kinderzahl in den Familien geht zurück. Die „Normalfamilie“ ist längst nicht mehr das überwiegende Lebens- und Wohnmodell, sagt Sucic. Paare trennen sich, die Zahl der Alleinerziehenden steigt. Auch der Anstieg des durchschnittlichen Lebensalters habe Auswirkungen auf die Anzahl und die durchschnittliche Größe der Haushalte. Eltern, deren Kinder die elterliche Wohnung verlassen haben, bleiben meist in ihrer gewohnten Umgebung, ebenso wie alleinstehende Ältere. Zwar gibt es neue Formen für gemeinschaftliches Wohnen im Alter, sie sind aber weit davon entfernt, diesen Trend aufzuhalten.

Entscheidend für den Wohnungsmarkt ist nun: Werden die Haushalte bei gleichbleibender Bevölkerungszahl kleiner, steigt ihre Anzahl. Da die Wohnungsnachfrage sich nicht an Personen, sondern an Haushalten bemisst, steigt also auch die Nachfrage nach Wohnungen stetig. Dem gegenüber steht ein schrumpfendes Angebot. Aber es gibt auch Ausnahmen: An der Blumenstraße entsteht ein großer Wohnkomplex mit 30 Wohneinheiten, der dem sozialen Wohungsbau zuzurechnen ist. Die Kaltmiete beträgt 5,75 Euro pro Quadratmeter. Laut Bewilligungsbescheid vom Kreis Mettmann beträgt die Dauer der Zweckbindung ab Bezugsfertigkeit 25 Jahre. Die ersten Familien sollen zum 1. November 2018 einziehen.