Haan: Das Geständnis des süchtigen Räubers

Im Sommer überfiel ein 33 Jahre alter drogenabhängiger Mann aus einen Schlecker-Markt und einen Friseursalon. Seit gestern steht er wegen Raubes vor Gericht.

Wuppertal/Haan. Weil er bei 34 Grad Celsius im Schatten in Winterkleidung im Gebüsch hockte, wurde die Polizei im Juli dieses Jahres auf einen 32 Jahre alten Mann aufmerksam. Er hatte einen Schreckschussrevolver, ein Messer, eine schwarze Sturmhaube und einen Zettel mit der Aufschrift "Kasse auf, Sofort, kein Spaß!" dabei. Die Polizei ging davon aus, dass er einen Raubüberfall geplant hatte. Bei der weiteren Überprüfung des 32-Jährigen stellte sich außerdem heraus, dass er wegen des Raubüberfalls auf den Schlecker-Markt an der Bahnhofsstraße am 7. Juni und auf den Friseursalon an der Berliner Straße am 28. Juni dieses Jahres gesucht wurde.

Am Donnerstag musste sich der inzwischen 33-Jährige - der in U-Haft sitzt - vor dem Wuppertaler Landgericht wegen des Vorwurfs des schweren Raubes verantworten. Er legte ein umfangreiches Geständnis ab. Dabei traten eine jahrelange Drogengeschichte sowie tragische Familienverhältnisse zutage.

Aufgewachsen in Haan bei seiner Mutter und dem Stiefvater, hatte sich der Angeklagte mit 14 Jahren selbst beim Jugendamt gemeldet, weil er ins Heim wollte. Er habe es zu Hause nicht mehr ausgehalten, sagte er vor Gericht. Seine Mutter - eine Alkoholikerin - habe ihn geschlagen. Es folgte ein Leben zwischen Heim und Familie, zwischen Sonderschule für schwer erziehbare Kinder und Drogensucht. "Als ich mit 15 von der Schule ging, war ich auf dem besten Weg, drogenabhängig zu werden", sagte der Mann, der mittlerweile eine kleine Tochter hat.

Er sollte Recht behalten. Heroin und Haschisch wurden seine Begleiter, die ihm halfen, zu "verdrängen und zu vergessen". Er begann mit Diebstählen. Inzwischen gibt es zahlreiche Gerichtsakten über ihn. Immer wieder landete er im Gefängnis, immer wieder wurde er rückfällig - ein Teufelskreis, der ihn auch im Sommer dieses Jahres zu den Überfällen in Haan trieb. Eine neue Dimension seiner Kriminalität war erreicht.

"Ja, ich brauchte das Geld vor allem für Drogen", gab der Angeklagte zu. Nachdem er am Morgen des 7. Juni einen letzten Rest Heroin geraucht habe, habe er sich zu dem Überfall entschlossen. Er habe den Schlecker-Markt beobachtet, sei hineingegangen, als er das Geschäft leer wähnte, habe sich eine Maske übergezogen und die Kassiererin aufgefordert, die Kasse zu öffnen. Freundlich, aber bestimmt. Dabei habe er einen Revolver vorgezeigt, den er auf dem Sperrmüll gefunden haben will und der bei der Tatnicht geladen gewesen sei. Als die Frau ihm das Geld gegeben hatte - etwa 1200 Euro -, habe er sich für den Überfall entschuldigt und sei auf seinem Fahrrad geflüchtet.

"Aggressives Betteln", nannte er selbst dieses Vorgehen. Von dem Geld habe er seine Schulden beglichen und neue Drogen besorgt. Als seine Beute am 28. Juni aufgebraucht war, sei er erneut losgezogen. Diesmal war sein Ziel ein Friseursalon. Statt des Revolvers trug er ein Messer bei sich. Doch er hatte weniger "Erfolg". Die Kasse ließ sich nicht öffnen, und so griff er nach einem Portmonee und flüchtete. 20 Euro - das war die ganze Beute. "Ich hätte nie gedacht, dass mein Drogenkonsum einmal solche Folgen haben würde", sagte der Angeklagte. "Und jetzt sitze ich wieder hier."

Der Prozess wird fortgesetzt.