Haan: Eine Million Mal aufgetischt
Seit 1969 liefert die Haaner Awo ihr „Essen auf Rädern“ aus. Am Donnerstag konnte ein ganz besonderes Jubiläum gefeiert werden.
Haan. Es ist ein bisschen, als würde man ein Geschenk auspacken. Wenn die Folie von der glänzenden Alu-Schale abgezogen wird, kommt ein fertiges Menü zum Vorschein - lecker duftend und richtig temperiert. Gerade für ältere Menschen ist der Essens-Service der Awo in der Tat wie ein Geschenk, da sie selbst nicht mehr kochen können - oder wollen.
Wie beliebt das "Essen auf Rädern" ist, zeigt eine eindrucksvolle Zahl. Der 77-jährige Haaner Horst Mohr hat am Donnerstag die millionste Speise bestellt - eine Portion Hühnerfrikassee mit Champignons, Spargel und Reis. Für das Jubiläumsmenü hat Essens-Organisatorin Silke Willems ihren Kunden in den Awo Treff für Alt und Jung eingeladen. "Schmeckt wie zu Hause", freut sich der 77-Jährige.
Für Frieder Angern, Vorsitzender der Awo, ist der Essens-Service eine soziale Dienstleistung. Wer nicht mehr in die Stadt gehen kann, einsam oder krank ist, bekomme durch die Zivildienstleistenden tägliche Ansprache.
Willems nennt das ihre "Fürsorgepflicht": mal sehen, ob alles noch stimmt, eventuell Angehörige benachrichtigen. "In einem Notfall haben wir die Feuerwehr gerufen", erklärt die Projektleiterin. Kleine Dienste und Handgriffe, wie das Anrichten des Menüs, gehörten dazu. Und fünf Minuten Zeit zum Plaudern sei meistens auch.
Die Awo fährt rund 70 Essen täglich aus, mit zwei Warmhalte-Lieferwagen ist das bis zur Mittagszeit geschafft. Große und kleinere Spenden der Förderer ermöglichen es, diesen Einsatz fortzuführen, so Angern.
Bei der Organisation ist höchste Flexibilität wichtig: Von einem Tag auf den anderen können die Kunden ihre Bestellung ändern. Ein Plus, wenn jemand überraschend aus dem Krankenhaus entlassen wird.
Eingerichtet wurde der Bringdienst im Januar 1969. Käthe Bertram, damals Leiterin der Altentagesstätte, ließ die Mittagessen für 30 Senioren im Awo-Kindergarten in Hilden kochen. Seit rund zehn Jahren beziehen die Haaner ihre Menüs vom Hersteller Sauels in Kempen am Niederrhein. Dort werden jeden Tag 20000 Essen frisch gekocht: für Schulen und Kindergärten, Betriebsküchen und Senioreneinrichtungen.
Horst Mohr bekommt sein Essen seit drei Jahren geliefert. Geschmeckt hat es ihm immer. Am leckersten findet er den Milchreis und die anderen Süßspeisen. Nur, dass die wertvollen Alu-Schalen mit den praktischen Unterteilungen in die gelbe Tonne wandern, ärgert ihn ein wenig. Einige hat er gespült und beiseite gestellt. "Da sammle ich alte Schrauben und Nägel drin. Wäre doch sonst schade."