Haan: Eine Schule trotzt dem Chaos

1910, als die Schule gegründet wurde, war das Kometenjahr – ein Jahr der Unglücke. Die Geschichte der Schule hat es nicht negativ beeinflusst.

Haan. Das Jahr der Gründung der Haaner Realschule stand unter keinem guten Stern. Deutsch- und Erdkundelehrer Heinz Franzen, der für das 100-jährige Bestehen der Schule in diesem Jahr Fakten, Daten und Anekdoten zusammengetragen hat, zitiert den ersten Schulleiter Otto Cramer: "1910 war das Kometenjahr. Es zerbrachen zwei Zeppeline. In Leichlingen ging das Erbslöh Luftschiff zugrunde. In Schlehbusch flog die Sprengstofffabrik in die Luft. Die Brüsseler Weltausstellung brannte ab. Blitzschläge und Brände schädigten allerorts das deutsche Leben und die deutsche Habe."

Allen Unglücken und Unwettern zum Trotz nahm die Schule vor 100 Jahren ihren Betrieb auf, überstand zwei Weltkriege und jede Menge Reformen. Ihr wohl prominentester Schüler ist auch ihr Namensgeber: der Haaner Schriftsteller Emil Barth. Er besuchte 1910 den ersten Jahrgang der damaligen sogenannten Rektoratsschule.

Mit insgesamt 17 "Knaben und sieben Mädchen", so hat es Franzen zusammengetragen, begann dieses Kapitel Haaner Schulgeschichte in einer Baracke auf dem Hof der Dieker Schule. Zehn Mark kostete damals der Schulbesuch im Monat, "also fast den Monatslohn einer Dienstmagd", so der Realschullehrer. "Es ist daher klar, dass nur wohlhabende Bürgerkinder die Schule besuchen konnten."

Am Samstag, zehn Jahrzehnte später, besuchen 548 Schüler die Realschule, die seit 1978 im Schulzentrum Walder Straße residiert. Und dort laufen die Vorbereitungen für das große Jubiläum auf Hochtouren. "Bei uns gibt es jetzt schon Anfragen nach unseren Planungen", sagt Schulleiter Reinhold Mertens.

Eine Woche lang, so hat es das Festkomitee unter der Leitung von Politik- und Französisch-Lehrerin Gisela Fischer beschlossen, soll im September in der Schule gefeiert werden. Ein offizieller Festakt zum Auftakt gehört ebenso dazu wie eine Projektwoche. Darüber hinaus laufen die Vorbereitungen für ein Zirkusprojekt, einen Showabend mit den Young Americans, das Schulfest mt einem Ehemaligen-Begegnungstrakt, einen Sponsorenlauf zu Gunsten der Welthungerhilfe und eine große Ballnacht zum Abschluss.

"Das Jubiläum soll Eventcharakter haben und mehr als nur eine Projektwoche und eine Ausstellung über die Schulgeschichte sein", sagt Mertens. "Unsere Feier soll die Kernkompetenzen, die wir vermitteln, aufzeigen." Dazu gehören nicht nur Kenntnisse in Mathematik, Deutsch und Englisch, sondern auch die sogenannten Sozialkompetenzen, die Ich-Stärkung. Und: "Wir wollen für unsere Schüler etwas Tolles machen, ihre Identifikation mit der Schule so steigern, dass alle sagen: ,Das ist meine Schule’."