Haan: Hat eine Rampe wirklich Sinn?

Das 40 Jahre alte Hallenbad ist auch im Inneren nicht behindertengerecht.

Haan. Dass eine Rampe zum Hallenbad am Alten Kirchplatz für Menschen im Rollstuhl oder mit Rollatoren sowie Müttern mit Kinderwagen wünschenswert wäre, leugnet Bürgermeister Knut vom Bovert nicht.

"Ich bin auch weder hartherzig noch sozial fremd", sagt er. "Ich versuche nur, meiner Gesamtverantwortung gerecht zu werden."

Angesichts der Diskussionen um das Hallenbad und die vor allem vom Seniorenrat geforderte Rampe zum Schwimmbad nahm er am Montag als Chef der Verwaltung zu dem Thema Stellung.

Wie berichtet, wurde die Verwaltung vom Stadtrat beauftragt, 30.000 Euro - die Kosten für eine Rampe aus Beton - in den Haushalt 2010 einzustellen. Im nächsten Schul- und Sportausschuss sollte die Verwaltung laut Gebäudemanagerin Ute Eden einen Zeitplan vorlegen, wie und wann diese Rampe dann errichtet werden könnte.

Einen politischen Beschluss für deren Bau gebe es indessen nicht. Aus Sicht vom Boverts wäre dieser auch wenig sinnvoll, denn das Bad ist fast 40 Jahre alt und verfüge weder über behindertengerechte Toiletten und Duschen noch über einen entsprechenden Kassenautomaten oder eine Hilfe, um ins Becken zu kommen.

"Wer sorgt zum Beispiel für die Sicherheit der Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind und sich im Bad auf den glatten und unter Wasser stehenden Fliesen bewegen müssen?", fragt vom Bovert. "Wenn ich die Personalkosten deckeln soll, weiß ich nicht, wie wir das schaffen sollen." Inzwischen seien alle Aushilfen entlassen, 15 Wochenstunden nicht abgedeckt. "Über kurz oder lang werden wir über eine Reduzierung der Öffnungszeiten nachdenken müssen", sagt der Bürgermeister.

Das Bad schlägt sich jährlich mit einem Minus von 600.000 Euro in der städtischen Kasse nieder. Bis 2013 müssen rund 440.000 Euro investiert werden, um nur das Nötigste zu machen. Noch sei immer nicht geklärt, ob ein steuerlicher Querverbund mit den Stadtwerken möglich ist (die Gewinne der Stadtwerke werden mit den Verlusten des Hallenbades verrechnet).

"Wir wissen nicht, ob es reicht, das seit einigen Jahren defekte und stillgelegte Blockheizkraftwerk zu reaktivieren, oder ob wir abwarten müssen, bis die Stadtwerke das Stromnetz übernehmen können." 2013 laufe der Konzessionsvertrag mit dem RWE aus. Bis Ende 2011 müsse die Stadt sich entscheiden, ob sie das Stromnetz zurückkauft.

Unabhängig von der Diskussion um den behindertengerechten Zugang zum Hallenbad, hat vom Bovert vor einigen Wochen eine Klingel rechts unten an der Treppe zum Kassenbereich anbringen lassen.

"Keine optimale Lösung", wie er zugibt, denn es könnte durchaus zu Verzögerungen kommen, bis die Schwimmmeister auf das Klingeln reagieren und den Badbesuchern die Treppe hinauf helfen - zum Beispiel dann, wenn er das Schulschwimmen betreut und sein Kollege die Gesamtaufsicht über den Badebetrieb hat. Aber immerhin könnten sich Menschen mit einem Handicap so bemerkbar machen, damit ihnen dann ins Bad geholfen werden kann.