Haan: K20n – Neuer Weg, neue Gewohnheit
Paul Zimmermann vom Bergischen Geschichtsverein Haan verfolgte das Projekt Umgehungsstraße zurück bis in die 30er-Jahre.
Haan. Wenn Paul Zimmermann von der Ellscheid nach Gruiten-Dorf fährt, um dort seine Tochter zu besuchen, dann fährt er immer über die Hochstraße. "Und ich ärgere mich, wenn ich an der roten Ampel stehen und warten muss", sagt der zweite Vorsitzender des Bergischen Geschichtsvereins Haan. Die neue Umgehungsstraße, die K20n, zu nutzen, hat er noch nicht verinnerlicht.
"Die alten Wege, das sind alte Gewohnheiten", sagt er achselzuckend. "Das war auch immer ein Argument gegen die Umgehungsstraße, dass die gar nicht so viel bringen würde", sagt Zimmermann. Er ist kein Gegner der Straße. Trotzdem interessiert ihn das Projekt, das seines Wissens schon in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts geplant wurde.
"Belegen kann ich das leider nicht. Das habe ich im Gespräch mit alten Gruitenern erfahren", sagt der Hobby-Historiker, der in der zweiten Jahreshälfte einen Vortrag über die K20n halten will. "Die Straße hat in der Stadt den meisten Widerstrand provoziert", sagt er und kann für sein Vorhaben auch auf Informationen zurückgreifen, die sein mittlerweile gestorbener Vater Helmut gesammelt hatte.
Denn der war ein erklärter Gegner der Umgehungsstraße für Gruiten, die Mitte Dezember für den Verkehr freigegeben wurde. "In der Urform wäre die Straße komplett über unsere landwirtschaftlichen Flächen verlaufen", sagt Paul Zimmermann. Und nachdem bereits der Bau der Autobahn 46 den Hof Kamphausen der Familie Zimmermann von seinen landwirtschaftlichen Flächen abgeschnitten hatte, wollte Helmut Zimmermann das nicht noch ein weiteres Mal zulassen.
"Das Verkehrsgutachten der Stadt Haan aus den 80er-Jahren sah auch immer eine direkte Anbindung der K20n an die Autobahn vor", erläutert Paul Zimmermann, der als selbstständiger Malermeister tätig ist - Landwirt wie sein Vater wollte er nie werden. Die Umgehungsstraße war also nicht nur von der Parkstraße/ Ecke Vohwinkler Straße bis zur Gruitener Straße geplant, sondern sollte weiter Richtung Osten gerade auf die Autobahn zulaufen, unter der A46 hindurchführen und am heutigen Kreisverkehr Nord-/Allee- und Landstraße münden. "Deshalb ist die Unterführung für den Wirtschaftsweg auch so ungewöhnlich breit", erläutert Zimmermann.
Bevor die Autobahn gebaut wurde, gelangte man vom Hof Kamphausen über Kriekhausen nach Gruiten. "Das war die uralte Verbindung, die dann gekappt, Richtung Osten als Weg für die Landwirte verlegt und unter der Autobahn hindurchgeführt wurde. "Die Unterführung ist aber viel breiter als sonst für solche Wege üblich", sagt Zimmermann. Zwölf Meter, so hat er gemessen - für ihn ein Beleg dafür, dass die Planungen lange vorsahen, die K20n von Gruiten bis nach Haan zu führen.
Nicht nur aus Kostengründen wurden die Planungen für den Damm, der die Straße ursprünglich durchs Hühnerbach führen sollte, zu den Akten gelegt. "Auch der Eingriff in das Landschaftschutzgebiet wäre zu groß gewesen", sagt Zimmermann. Dass die K20n über ihren aktuellen Verlauf hinaus verlängert wird, glaubt er nicht. Kreissprecherin Daniela Hitzemann bestätigt, dass sowohl die Planungen als auch die Baumaßnahmen für die Umgehungsstraße abgeschlossen sind. "Derzeit gibt es keinerlei Beschlüsse in diese Richtung", sagt sie. "Aber natürlich kann man nicht sagen, wie es in 30 Jahren in Gruiten aussieht."