Haan: Kleine Idylle in 58 Parzellen
Kleingärten liegen im Trend. Beim Kleingartenverein Haan 69 muss man ein halbes Jahr auf ein Grundstück warten. Vor allem Familien packt die Gartenlust.
Haan. Einen Garten haben die Rixens eigentlich schon lange gesucht. "Meine Frau hat nicht locker gelassen. Und irgendwann hab ich dann ja gesagt", erinnert sich Frank Rixen und schmunzelt. Fündig geworden ist die Familie beim Kleingärtnerverein Haan 69, der am Wochenende zum Tag der offenen Tür eingeladen hatte und in diesem Jahr sein 40jähriges Bestehen feiert.
Gartenzwerge, der Quadratmeter Rasen mit der Nagelschere geschnitten, und den ganzen Tag läuft die Schlagerparade auf WDR 4 - solche Bilder habe er natürlich auch im Kopf gehabt, gesteht Frank Rixen. "Bekannte haben einen Garten in einer Anlage in Hochdahl. Dort sah es so aus, als würden sogar die Tomaten im rechten Winkel wachsen", sagt der Familienvater. Irgendwann fiel den Rixens die Anzeige ins Auge, in der jemand seine Gartenparzelle an der Kampheider Straße anbot. Als sie sich ihr zukünftiges Domizil in der Kleingartenanlage ansahen, waren Frank und Gabriele Rixen überrascht. Von spießiger Kleingärtner-Idylle keine Spur. "Wir haben direkt zugesagt", sagt Frank Rixen.
Mittlerweile gibt es im Familiengarten nicht nur Sandkasten und Schaukel, sondern auch junge Obstbäume. Bald soll ein kleines Beet dazukommen, das Jan (5) und Jessica (2) bewirtschaften. "Die beiden sollen wissen, dass Möhren nicht im Supermarkt wachsen", sagen die Eltern.
Der Wunsch nach dem eigenen Garten liegt seit Jahren im Trend, das weiß auch Kurt Knepper. Der Vorsitzende des Kleingärtnervereins bewirtschaftet selbst seit fast zehn Jahren eine gemütliche Gartenparzelle und nutzt jede freie Minute für die Gartenarbeit. "Ich bin Unternehmensberater und brauche das hier zum Stressausgleich", sagt der passionierte Kleingärtner.
Die Gartenlaube reparieren, den Rasen mähen oder die Blumenbeete pflegen - es gibt immer ’was zu tun. Stolz ist Knepper auf den besonderen Komfort in der Haaner Laubenkolonie, der in Deutschland einzigartig ist. Denn in den 58 Parzellen des Kleingärtnervereins Haan 69 e.V. gibt es nicht nur Wasser und Strom, sondern auch einen Kanalanschluss. "Nach dem Bundesgartengesetz ist das verboten. Bei Wettbewerben können wir deshalb auch nicht punkten", sagt er. Aber mit der Stadt sei das damals so abgesprochen gewesen, und die Hobbygärtner in der Kampheider Straße schätzen diesen Luxus. Deshalb gibt es auch eine Warteliste für all diejenigen, die sich dort gern einmieten würden. "Mit sechs Monaten Wartezeit muss man schon rechnen", sagt Kurt Knepper.
In den vergangenen vier Jahren hat die Gartenlust vor allem Familien gepackt. "Das Durchschnittsalter ist von 63 auf 47 Jahre gesunken", sagt Knepper. Gegärtnert wird übrigens ausschließlich biologisch. "Unkrautvernichtungsmittel sind verboten", zitiert Knepper aus der Vereinssatzung. Bei Schnecken verlässt allerdings auch den passionierten Biogärtner die Geduld: "Da würde ich schon zu Schneckenkörnern greifen, bevor die Blumen verspeist sind."