Haan: So lang war der Zug noch nie

Mit 14 Wagen und zehn Fußgruppen war die Beteiligung am Haaner Familien-Karneval groß wie nie. Nur der Regen dämpfte den Spaß ein bisschen.

Haan. Der Haaner Familien-Karnevalszug hat sich zu einem ansehnlichen Stück Brauchtumspflege entwickelt. "Wenn man bedenkt, wie mickrig das hier einmal angefangen hat", erinnerte sich einer der vielen Besucher an bescheidene Anfänge in Sachen Straßenkarneval.

"14 Wagen und zehn Fußgruppen - das ist das längste was wir bislang hatten", freute sich Kulturamtsleiter Fritz Köhler, der wie schon in den vergangenen Jahren den Zug anführte. Allerdings durfte er am Sonntag nur bis zur Schillerstraße mitlaufen. Um seine Knie zu schonen, hatte ihm seine Frau einen längeren Fußmarsch untersagt.

Treffpunkt der Narren war auch am Sonntag wieder der Neue Markt. Schon lange bevor sich der närrische Lindwurm um Punkt 14.11 Uhr (eine Stunde früher als in den vergangenen Jahren) in Bewegung setzte, hatten sich die Feiernden bereits versammelt. Mit Bollerwagen und jeder Menge wärmender Getränke suchten sie Schutz vor dem aufdringlichen Nieselregen und standen rund um den Neuen Markt verteilt und schunkelten sich warm.

CDU-Bürgermeisterkandidat Klaus Mentrop und CDU-Fraktionsvorsitzender Jens Lemke setzten sich offensiv dem Regen aus. An einem Stehtisch genossen sie ein erstes Bier, bevor sie auf dem Wagen des Dorffestvereins Gruiten die närrische Menge von oben mit "Gruiten Helau" grüßten.

Während Lemke als Clown mit orange-farbener Knollennase ging, hielt sich Mentrop verkleidungstechnisch zurück. "Ich gehe klassisch", verkündete er und zeigte auf seinen rot-gelb-roten Schal und der dazu passende Narrekappe - noch gut geschützt in einer Plastiktüte. "Ich habe ja noch kein Profil", merkte er selbstironisch an. Und da wolle er sich auch zum Beispiel nicht auf die Figur des Clowns festlegen lassen. Aber zu den Hühnern des Dorffestvereins stieg er dennoch auf den Wagen. Deren Motto: "Unser Haans kommt aus Gruiten, wo die Hönner mit de Vötte tüten."

"Die wollten ja, dass ich da oben mitfahren, aber ich wollte nicht", sagte Landschaftswächter Hans-Joachim Friebe, der sich mit seiner Frau am Sonntag ebenfalls auf dem Neuen Markt blicken ließ - allerdings gänzlich unverkleidet. Noch nicht einmal seinen ausgefallenen Filzhut in Form eines Huhn hatte er sich aufgesetzt, stattdessen hatte er einen Schirm zum Schutz vor dem Regen aufgespannt.

Erstmals und voller Begeisterung waren die Mitglieder des ersten Haaner Jugendparlaments dabei. "Wir haben so kurzfristig erfahren, dass wir mitlaufen, dass wir keine einheitlichen Kostüme haben", sagte Isabel Blomberg, eine der zwölf Gremiumsmitglieder. Bonbons, Kaugummis und Bleistifte mit Totenköpfen ("Für unsere Altersgruppe") hatten sie auf ihren Bollerwagen geladen.

Die größte Fußgruppe mit 180Kindern, Müttern und Vätern stellte der Haaner Turnverein (HTV). Alle einheitlich als grüne Aliens verkleidet, hatten sie das Motto "Wir erobern neue Welten" gewählt.

Der Witterung angepasst hatten die Freiwillige Feuerwehr Haan und die Stadt-Sparkasse Haan ihre Wagen. Während die Wehrleute mit dem wohl größten Wagen in Form eines Piratenschiffs beeindruckten, versicherten die als Matrosen verkleideten Banker von ihrem Boot aus: "Wir halten das Schiff auf Kurs, trotz Wirtschaftskrise und Börsensturz." "Und wenn doch mal einer von Bord geht, ist ja auch die DLRG da", sagte Köhler schmunzelnd.

Frühlingsgefühle weckte indessen die Sambagruppe in ihren fröhlichen gelb-grünen Kostümen und den stimmungsvollen Klängen, während Gorillas, Japaner und Schornsteinfeger auf Einrädern (Einrad-Freunde des NTV Wuppertal) die Blicke auf sich zogen und großzügig Kamelle verteilten.

Die Jagd auf die Süßigkeiten, Bälle und das großzügig geworfene Popcorn fiel übrigens angesichts des schlechten Wetters den vielen Narren leicht: Sie drehten ihre Regenschirme einfach um. Und so waren die vielen Tüten - das Autohaus Schnitzler ließ vorab extra Stoffbeutel verteilen - nach dem Zug bei vielen der kleinen und großen Besucher prall gefüllt.