Unterbach: Echte Narren sind wasserfest
Einem Wetter, bei dem man keinen Hund vor die Türe schickt, nehmen wahre Karnevalisten lachend den Schrecken.
Unterbach. Das Wetter trennt die Narrenspreu vom Weizen. Bei Temperaturen um fünf Grad und penetrantem Nieselregen zieht es wirklich nur die Härtesten auf die Straßen. Scheinbar unbeeindruckt geben sich die Ordner vom Karnevalsausschuss Unterbach, die ihre Narrenkappen mit Frischhaltefolie vor dem Regen schützen. Sie bringen Ordnung in die Masse der eintreffenden Mottowagen und Fußtruppen.
Gleich 30 große Wagen, 15 Fußtruppen und zehn Musikkapellen haben die Jecken vom Karnevalsausschuss in das Dorf vor den Toren Düsseldorfs geholt.
Bei so einer Masse an Jecken und versammelten Tollitäten kann es dann auch schon mal vorkommen, dass einem das diesjährige Karnevalsmotto entfällt. "Jubel, Trubel, Heiterkeit kommt drin vor", sagt einer der Jecken - er will lieber anonym bleiben. Nach einer hektischen Umfrage mit viel Gelächter fällt es ihnen doch noch ein: "Im Eselsland ist Narrenzeit - mit Singen, Lachen, Heiterkeit." Na bitte, geht doch.
Traditionell sind viele Erkrather Vereine mit dabei. Dass Unterbach einmal die südliche Hälfte Erkraths war, ist noch nicht vergessen. Schützen, die Karnevalsgesellschaften und die Feuerwehr ziehen mit. Doch die "Völkerwanderung über die Höhen", wie ein Jeck den Zug der Erkrather nach Unterbach nennt, fällt in diesem Jahr ein wenig kleiner aus.
Wer trotzdem den Berg herunter gekommen ist, hat zwischen sich und den Regen eine Lage Plastik gebracht oder wärmt sich kräftig von innen. "Ich komm seit sieben Jahren", sagt John Halfpenny. Hinter sich zieht er seinen "Löschzug" mit Bierfass und Blaulicht her. Für alle Notfälle ist das Erste-Hilfe-Fach mit hochprozentiger Wundermedizin gefüllt.
Punkt 14.11 Uhr setzt sich der Zug in Bewegung. Als ob die Wettergötter ein närrisches Herz hätten, hält auch der Regen inne und gönnt den Karnevalisten ein paar trockene Minuten. Beklagten die Jecken in der Woche zuvor die wenigen Kapellen beim Erkrather Karnevalszug, werden sie hier entschädigt. Gleich als zweite Gruppe marschiert eine prächtige Sarazenenkapelle vorbei. Statt des Schellenbaums trägt der Kapellmeister einen riesigen Krummsäbel.
Über 25 Minuten dauert es, bis die versammelten Narren vorbeigezogen sind. Auch in Unterbach ist Bayers CO-Pipeline gleich wieder mit zwei Mottowagen ins Visier der Narren geraten. Beim Kegelclub "De Lümmel" reißt ein Modellbagger die Leitung aus dem Boden. Passend dazu haben sich die Kegelbrüder als Tod verkleidet.
Kaum ist der Zug durch, wandern die Kamellejäger auch schon westwärts zur Delle und zum Breidenplatz. In den meisten Beuteln ist noch Platz für weiteren Kamelleregen.