Hochdahl: Das Wunder von Erkrath: Flüchtlinge dürfen bleiben

Bundesamt entscheidet, dass die afghanische Familie nicht nach Italien abgeschoben wird.

Hochdahl. Drei Worte reichten aus, um den aufgestauten Druck, die angesammelten Ängste bei Mari Sh. in einem Schwall von Tränen zu entladen: "Ihr dürft bleiben!"

Das teilte Rechtsanwalt Peter Knitsch der Familie mit, die seit 25. Januar bei der Evangelischen Kirchengemeinde Hochdahl im Paul-Schneider-Haus Asyl gefunden hatte. Damit sollten die Fünf, die im August aus Afghanistan geflüchtet waren, vor der Abschiebung nach Italien bewahrt werden.

Dort waren ihre Personalien registriert worden. Da das eigentliche Asylverfahren nach EU-Recht im ersten Einreiseland durchgeführt wird, stand die Abschiebung am 26. Januar an - zunächst nach Italien und dann wohl schnell weiter zurück ins Heimatland, in dem Mutter Mari Sh. und Tochter Sonya (17) misshandelt wurden. Sie waren den Taliban zu stark westlicher Lebensart zugewandt.

Die Entscheidung des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge wurde am Freitag von Kirchenvertretern wie Pfarrer Volker Horlitz und Diemut Meyer, der Sprecherin des Kirchenkreises Düsseldorf-Mettmann, als "Wunder" bezeichnet. Anwalt Knitsch machte seiner Überraschung Luft: "In den vergangenen beiden Wochen sah es nicht so aus, dass es gut ausgehen würde", sagte er.

Und während die Töchter Sonya und Sameera (11) und Sohn Soheil (15) weiterhin zur Schule gehen und das Ehepaar Mari Sh. und Nahidullah Y. sich darauf freut, wieder den Deutschkurs der VHS besuchen zu dürfen, "wird das Asylverfahren weiterverfolgt", so Knitsch. Er gehe davon aus, die Familie aufgrund ihrer Vorgeschichte gute Chance hat, dauerhaft in Deutschland bleiben zu dürfen.

Zunächst aber steht der Umzug vom Paul-Schneider-Haus in ein Übergangsheim oder eine Wohnung an. Die steht der Familie gesetzlich nicht automatisch zu. Knitsch will jedoch versuchen, dass seine Mandanten nicht zurück ins Thekhaus müssen. "Wir werden sensibel prüfen, ob eine Wohnung möglich ist", sagte Bürgermeister Arno Werner auf Nachfrage der WZ.