Haan: Stadtbücherei - Leiterin der Bibliothek geht in den Vorruhestand
Sie hat die Zukunft auf den Weg gebracht.
Haan. Am liebsten hätte sich Büchereileiterin Gabriele Schnabel still und heimlich verabschiedet. "Ich mache das heute nur für meine Kollegen und habe auch nur Kollegen eingeladen", sagte sie am Donnerstag. Aber natürlich wurde sie auch von der Stadt offiziell und formal in den Vorruhestand entlassen.
Oder wie es ihre Chefin, Dezernentin Dagmar Formella, im historischen Sitzungssaal formulierte: "Ich entlasse Sie nicht in den Ruhestand, ich entleihe Sie in den Ruhestand." Denn für die 60-Jährige beginnt jetzt die Freistellungsphase ihrer Altersteilzeit.
Deshalb bleibt sie bis zum 31.Juli 2013 eine Angestellte der Stadt Haan und kann dann am 15. November 2012 tatsächlich auch noch ihr 40-jähriges Jubiläum im öffentlichen Dienst begehen.
Der Blick nach vorne, die Offenheit für neue Medien und Techniken haben Gabriele Schnabel immer ausgezeichnet. "Ich bin von der Notwendigkeit einer Bücherei überzeugt", sagt sie. In neuen Medien und damit verbundenen neuen Bildungsangeboten sieht sie die Chance der Bücherei, sich mit Kindertagesstätten und Schulen zu vernetzten.
"Wir bieten in der neuen Bücherei auch ein Schülercenter an, das mit einer neuen Lerntechnologie ausgestattet sein wird", kündigt sie an. "Wir wollen dort eine interaktive Wand installieren. Das ist ein großer Sprung in die Zukunft", fügt sie hinzu. "Aber das ist genau das, was mein Team und mich immer getragen hat."
Das Engagement für die Bücherei begleitet Gabriele Schnabel seit ihrem Studium zur Diplom-Bibliothekarin, das sie 1972 in Köln abschloss. Mit 22 Jahren übernahm sie Leitung und Aufbau der neu gegründeten Stadtbücherei Xanten, sieben Jahre später die Leitung der Mediothek im Selbstlernzentrum von VHS und Stadtbücherei Wuppertal. Seit 1979 hat sie die Stadtbücherei in Haan geleitet. Dass es in Deutschland immer noch kein Büchereigesetz gibt, das Bibliotheken Bestandsschutz garantiert, stört sie nicht nur. "Es stinkt mir", sagt sie.
Ihre freie Zeit will sie nicht nur zum Lesen und Hören von Hörbüchern nutzen, sondern sich auch als Lesepatin engagieren. Schnabel: "Lesen ist eine Grundkompetenz, die die Bewältigung von Alltag, Beruf und Schule erst möglich macht und bei den einzelnen Kindern oft nicht ausreichend vorhanden ist."
Das sie jetzt, mitten in der Umbauphase geht, fällt ihr nicht leicht. "Vielleicht wird ja nach der Sanierung ein neuer Name für die Bücherei gefunden." Würde es nach Gabriele Schnabel gehen, hieße die Einrichtung künftig Medienzentrum. "Denn auch inhaltlich ist die Bücherei auf dem besten Wege, ein Medienzentrum zu werden." tana