Hochdahl: Bilinguale Erziehung - „Good morning, boys and girls“

An der Kita der Johanniter werden die 86 Kinder konsequent zweisprachig angesprochen.

Hochdahl. Für die Kinder der Johanniter-Kindertagesstätte an der Hildener Straße klingt die morgendliche Begrüßung "Good morning, boys and girls" gar nicht mehr fremd. "Sobald ich durch die Kindergartentür komme, spreche ich nur noch Englisch", sagt Gruppenleiterin Claudia Reimann (53). Sie hat zwei Jahre lang in den USA gelebt und auch schon in einem englischen Kindergarten gearbeitet. In der Hochdahler Kita gilt sie damit als "native speaker", der den Kindern die Melodie und den Klang einer fremden Sprache vermitteln kann.

Dieses Ziel einer zweisprachigen (bilingualen) Gruppenerziehung bieten Kita-Leiterin Ludmilla Sander (45) und ihr Team den 86 Kindern der Einrichtung seit Anfang September an. Zunächst in zwei der vier Gruppen, ein weiterer Ausbau ist geplant. In der Zwischenzeit übernehmen Reimann und ihre Kollegin Anita Molnar für die beiden nicht bilingual ausgerichteten Gruppen eine Patenschaft. Molnar hat Englisch studiert und spricht die Sprache seit ihrem achten Lebensjahr.

Die Vorbereitung auf die zweisprachige Betreuung der Kinder hat vor einem Jahr begonnen. Seinerzeit war eine Erzieherinnen-Stelle vakant. "Und wir haben bei der Neubesetzung ganz bewusst auf die Zweisprachigkeit geachtet", sagt Sander. Das geschah mit Rückendeckung der Eltern, von denen viele nun auch die Möglichkeit nutzen, ihre Englisch-Kenntnisse im Gespräch mit den "native speakern" aufzufrischen.

Natürlich habe es auch Befürchtungen gegeben, die Kinder würden überfordert, sagt Sander. Die konnten aber aus dem Weg geräumt werden. "Wir wollen nur die Neugier der Kinder auf eine fremde Sprache und fremde Kultur wecken. Es geht nicht darum, dass die Kinder anschließend perfekt Englisch sprechen", sagt die Kita-Leiterin.

Die Vorteile der bilingualen Gruppenerziehung hätten schließlich auch die Skeptiker überzeugt: Die Kinder werden spielerisch (vor allem singend) an eine neue Sprache herangeführt, ihre vorhandene Gabe des mühelosen Lernens einer Sprache wird gefördert, die Toleranz gegenüber anderen Sprachen und Kulturen wächst, und nicht zuletzt "fördert es das Selbstbewusstsein der Kinder", sagt Reimann.

Das kann Serkan (5) nur bestätigen: "Mein Bruder geht schon zur Schule. Er ist ganz neidisch, dass ich besser Englisch spreche als er." Manchmal beneidet allerdings auch Serkan seinen älteren Ali um dessen Nicht-Wissen. Denn der weiß noch nicht, was "Tidy up, please" bedeutet: "Aufräumen, bitte!"